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Rede im Landtag: Bewältigung der Bildungskrise

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Bildungsinteressierte,

um es gleich voranzustellen: Ja, die Bildungspolitik steht in Brandenburg - aber auch deutschlandweit - vor enormen Herausforderungen.

Das leugnet niemand.

Aber ich sage auch ganz deutlich: Bildung hat in dieser Koalition eine sehr hohe Priorität. Und das gilt selbstverständlich auch für meine Fraktion. Dafür stehe ich ja auch als Fraktionsvorsitzende vor Ihnen. Das heißt aber für uns nicht, dass wir deswegen die Staatskanzlei mit einer Task Force beauftragen wollen, die Probleme zu lösen. Hier sind die zuständigen Ministerien für Bildung und für Wissenschaft gefragt. Diese arbeiten ja auch mit Hochdruck daran.

Wir befassen uns heute in gleich drei Debattenrunden mit diesem wichtigen Themenkomplex. Das ist auch richtig so.

Über allen operativen Problemen steht der bundesweite Lehrkräftemangel, besonders in den östlichen Bundesländern. Da wir heute noch zwei Rederunden dazu haben, nur so viel: Wir Bündnisgrüne haben davor bereits vor 13 Jahren gewarnt.

Es wurde in zehn Jahren von Rot-Rot leider viel zu spät umgesteuert und nun müssen wir gemeinsam mit der Misere umgehen.

Wir werden eine Berufsschullehrkräfteausbildung einführen. Und wir werden einen neuen Studiengang für Grundschullehrkräfte an der BTU in Senftenberg etablieren, beides möglichst praxisorientiert. Aber wir müssen auch dafür Sorge tragen, dass bestehende Studienplätze besetzt werden, die Studierenden ihr Studium erfolgreich beenden und auch in den Schulen ankommen. Es ist z. B. nicht zielführend, wenn angehende Grundschullehrkräfte an überzogenen wissenschaftlichen Anforderungen schon im Bachelorstudium scheitern, statt frühzeitig fachdidaktische Fähigkeiten zu erlangen.

Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends waren für Brandenburg wirklich niederschmetternd. Sicher auch in Folge der Pandemie hat sich der Anteil der Schülerinnen und Schüler in Jahrgangsstufe 4, die in Deutsch und Mathematik die Mindeststandards nicht erreichen, mehr als in den anderen Ländern verschlechtert.

Dies müssen wir als Herausforderung annehmen.

Unser Entschließungsantrag verweist auf den 12 Punkte-Plan des Bildungsministeriums zur Verbesserung der Qualität in Schulen und gewichtet besondere Schwerpunkte.

Auch wenn ich gern schnell ins Machen kommen würde, selbstverständlich sollen diese Ideen den Schulen nicht einfach übergestülpt werden, sondern es soll hierzu einen breiten Dialog mit allen an Schule Beteiligten geben.

Ich glaube im Übrigen nicht an den einen Königsweg, wie Lehrkräfte den Grundschulkindern Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen. Wir müssen Lehrkräfte vielmehr darin bestärken, die Methoden zu wählen, mit denen sie ihre Schülerinnen und Schüler am besten individuell fördern können. Diese Methoden sollen wissenschaftlich begleitet und die Erkenntnisse daraus den Lehrkräften rückgekoppelt werden.

Berlin hat den Vertrag mit dem gemeinsamen Fortbildungsinstitut LISUM gekündigt. Insofern stehen wir sowieso vor der Neuaufstellung eines Systems zur Qualitätsentwicklung und der Aus-, Fort- und Weiterbildung für Lehrkräfte. Dies ist eine Chance, den Transfer aus der Bildungsforschung über Regionalzentren in ein praxisnahes Fortbildungssystem zu überführen.

Ich glaube, dass die Erfolgsaussicht von Fortbildung am größten ist, wenn Schulteams gemeinsam daran teilnehmen. Und Schulvisitationen gewinnen dann an Akzeptanz, wenn Schulen auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse prozessorientiert begleitet werden.

Schulen brauchen Unterstützung, den Mehrwert eines digital unterstützten Unterrichts zum Beispiel durch Lern-Apps zu erkennen und zu nutzen.

Wir werden Lehrkräfte durch Verwaltungsfachkräfte und Schulsozialarbeiter*innen entlasten. Mit den 185 Stellen im beschlossenen Doppelhaushalt ist ein Schritt gemacht. Mit den von Britta Ernst angekündigten umgewidmeten weiteren 200 Stellen für Schulassistenzen folgt der nächste.

Gute Bildung fängt schon in der Kita an. Deswegen betonen wir, dass bei der Überarbeitung der Grundsätze elementarer Bildung die systematische Förderung der sprachlichen und mathematischen Fähigkeiten beachtet werden muss. Um dies auch umsetzen zu können, verbessern wir auch weiterhin schrittweise den Betreuungsschlüssel in Krippen und Kitas.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist bedauerlich, dass im Zuge des Pandemie-Krisenmanagements so wenig Zeit blieb, hier im Landtag zu beraten, wie wir in Zukunft guten Unterricht ermöglichen können. Das muss sich ändern. Auch das Startchancenprogramm des Bundes und der kommende Ganztagsanspruch bieten Chancen zur Verbesserung.

Wir sind es den Schülerinnen und Schülern schuldig. Denn es geht um ihre Zukunft.

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Für die Zukunft unserer Kinder - Bewältigung der Bildungskrise muss Landesaufgabe mit höchster Priorität werden!" (TOP 4 der 81. Plenarsitzung)