- Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Abgeordnete, liebe Zuschauende
Im Antrag der LINKE „Für Sicherheit, Zuversicht und Motivation an den Schulen sorgen“ geht es eigentlich um zwei Problemfelder. Zum einen darum, wie wir das laufende Schuljahr bis zu den Sommerferien gestalten und wie wir mit Leistungsbewertung, Notendruck und Versetzung umgehen. Zum andern um das Thema, wie wir die Langzeitfolgen der Pandemie aufarbeiten. Die Schließung von Schul- und Freizeiteinrichtungen, Distanzlernen, Wechselunterricht und die häusliche Isolation haben zu großen seelischen und körperlichen Belastungen geführt. Wie gravierend diese Auswirkungen für Kinder und Jugendliche sind - auch langfristig - belegen inzwischen mehrere Studien. Es ist klar, dass wir in den Schulen nicht einfach so weitermachen können wie bisher!
Jetzt muss das soziale Leben und das Miteinander im Klassenraum die Hauptrolle spielen und nicht Tests, Prüfungen und Klausuren!
Und darauf hat die Ministerin jetzt bereits hingewirkt. Die Anzahl der Leistungsbewertungen wurde vom Ministerium bereits reduziert, Bewertungen waren in diesem Schuljahr auch im Distanzlernen möglich. Ziel muss sein, dass die Lerngruppen im nächsten Schuljahr möglichst zusammenbleiben und auf das Sitzenbleiben verzichtet wird.
Wenn sich die Sieben-Tage-Inzidenz weiterhin so erfreulich entwickelt und wir stabil unter 50 bleiben, können wir sogar darüber nachdenken, die Schulen vor den Sommerferien wieder ganz zu öffnen! Beginnen sollten wir mit den Grundschulen, denn gerade für jüngere Schüler*innen ist das selbstständige Lernen eine sehr große Herausforderung.
Klar ist: Die Unterschiede zwischen den Schüler*innen haben zugenommen. Einige kamen schneller voran, weil sie sich „Homeschooling“ gut organisieren konnten oder im Elternhaus gefördert wurden. Andere dagegen konnten im Distanzlernen kaum profitieren. Darauf werden die Schulen Rücksicht nehmen müssen. Wir brauchen jetzt mehr denn je gute Konzepte für individuelles Lernen. Das hilft allen Schüler*innen – den Leistungsstärkeren ebenso wie den Schwächeren. Und das ist auch langfristig wichtig in unserer Wissensgesellschaft, die sich immer schneller wandelt.
Um die Corona-Folgen für Kinder und Jugendliche abzumildern, hat die Bundesregierung ein zwei Milliarden-Euro schweres Paket „Aufholen nach Corona“ aufgelegt.
Sicherlich - an der konkreten Ausgestaltung dieses Pakets lässt sich sicher einiges kritisieren. Wir werden als Land auch finanziell noch etwas drauflegen müssen. Auch ich möchte grundsätzlich weg von dieser Defizitorientierung beim Lernen. Es ist aber gut, dass wir mit dem Aktionsprogramm eine Grundlage haben, die wir im Land weiterentwickeln können.
Das Nachholen von Stoff in den Kernfächern ist dabei nur ein Problem. Das gehen wir an mit den Ferienprogrammen sowie mit einer Kleingruppenförderung, die in den Schulalltag integriert werden muss. Dabei wird auch der neue Rechtsanspruch auf die Ganztagsbetreuung helfen!
Unser Hauptfokus aber muss auf der kognitiven und sozialen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen liegen. Ihre Bedürfnisse gehören jetzt in den Mittelpunkt. Ihr Selbstvertrauen und ihre persönlichen und sozialen Kompetenzen müssen wir stärken. Dafür haben wir als Koalitionsfraktion viele gute Ideen. Auch der Antrag der Linken liefert wertvolle Anregungen. Danke dafür an dieser Stelle.
Mehr Schulsozialarbeit, mehr multiprofessionelle Teams, Expert*innen aus dem Gesundheits-, Sport oder Kulturbereich und auch die Einbeziehung außerschulischer Bildungsträger und Lernorte gehören dazu.
Ich habe hier im Landtag schon öfter darüber gesprochen, dass aus einer Krise auch Chancen wachsen können. Jetzt haben wir so eine Chance. Lassen Sie uns Schule neu denken, sie attraktiver machen, die gestalten als Lern- und als Lebensort1
Dazu werden wir, wie angekündigt, im Juni-Plenum einen entsprechenden Antrag vorlegen!