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Rede im Landtag: Digitalisierung im Bildungssystem

- Es gilt das gesprochene Wort!

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Bildungsinteressierte,

„Zurück in die Steinzeit“, so könnte dieser Antrag der AfD auch überschrieben werden. Er macht wieder einmal deutlich, in was für ein Land uns die AfD führen würde, wenn sie in Brandenburg an der Regierung wäre. Der Antrag fordert, den Einsatz digitaler Medien im Bildungssystem im Grundschulbereich komplett zu beenden und auf alle Fördermittel des Bundes im Rahmen des Digitalpaktes 2.0 verzichten. Auch in Kitas sollen keine digitalen Geräte zum Einsatz kommen. In der Sekundarstufe I dürfen sie immerhin im Informatikunterricht genutzt werden, sind ansonsten aber verboten.

Eine Ausnahme gibt es tatsächlich für die gymnasiale Oberstufe und, man höre und staune, für die Verwaltung. Also zurück zu Listen mit Papier und Bleistift im Schulsekretariat und zur Briefpost statt Email müssten wir dann doch nicht. Über diese großartige Entlastung von administrativen Aufgaben werden sicher alle Lehrkräfte froh sein!

Ganz im Ernst: wie rückwärtsgewandt, um nicht zu sagen wie bescheuert, kann man denn eigentlich sein? Spätestens seit Galileo Galilei wissen wir doch: Die Weiterentwicklung der Welt durch neue Erkenntnisse in Wissenschaft, Forschung und Technik lässt sich nicht aufhalten.

Es ist schon bezeichnend, dass das Wort „Medienkompetenz“ in diesem Antrag in Anführungsstriche gesetzt ist. Wie kann man sich über diese entscheidende Kompetenz lustig machen? Sie ist doch der Schlüssel für den sinnvollen Umgang mit digitaler Technik.

Medienkompetenz zu vermitteln ist eine Kernaufgabe der Schule im Umgang mit den digitalen Medien. Und ein entscheidender Baustein für unsere Demokratie. Es muss nicht jede*r Schüler*in programmieren lernen, aber es muss jede*r wissen, wie ich mit Informationen aus dem Netz oder mit Künstlicher Intelligenz umgehe: Wie ich sie sinnvoll nutzen kann, wie ich sie bewerte, wo die Gefahren sind. Das lässt sich altersgemäß vermitteln, auch schon in der Kita. Wie sonst wollen wir denn unsere Schüler*innen auf die moderne Lebens- und Arbeitswelt vorbereiten? Etwa mit Griffel und Schiefertafel?

Liebe Bildungsinteressierte: Ich diskutiere sehr gerne darüber, wie wir unsere Schulen und unseren Unterricht besser machen können. Was für eine Ausstattung brauchen Schulen – räumlich, materiell und auch digital? Wie können wir die Bedingungen für Lehrkräfte und für guten Unterricht verbessern?

Ich bin, das muss ich hier glaube ich, gar nicht groß betonen, eine Verfechterin des Lernens mit allen Sinnen. Es gibt viele Schulen, die uns zeigen, wie das gehen kann und die mit ihren Konzepten auch sehr gute Lernerfolge ihrer Schüler*innen erzielen.

Lernen mit Kopf, Herz und Hand: Darüber führe ich sehr gern bei anderer Gelegenheit weiter aus! Aber nicht an dieser Stelle auf der Basis so eines unsinnigen Antrags!

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Hinderlich, kostspielig und riskant - Gescheitertes Digitalisierungsexperiment im Bildungssystem beenden" (TOP 4 der 101. Plenarsitzung)