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Heide Schinowsky spricht zum Bericht der Landesregierung „Erster Bericht der Landesregierung zur Lage des sorbischen/wendischen Volkes in Brandenburg“

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
lieber Herr Mack,
liebe Gäste,

Schutz und Erhalt der sorbischen/wendischen Minderheit bzw. von deren Sprache, Kultur und Tradition ist breiter Konsens hier im Haus. Das ist sehr erfreulich und drückt sich auch im gemeinsamen Entschließungsantrag aus.

Vielen Dank für den umfassenden, lehrreichen Bericht – er lohnt sich zu lesen, wenn man sich reinvertiefen möchte.

Trotz aller Unterstützung und Bemühungen bleibt die Stärkung der sorbischen/wendischen Minderheit eine schwierige Aufgabe. Frau Schwarzenberg hatte auf die UNESCO-Liste der vom Aussterben bedrohten Sprachen hin.

Die schwierige Situation hat auch Ursachen in der Geschichte: In der Nazi-Zeit wurde diese Minderheit unterdrückt. Die Sprache durfte nicht gesprochen werden und wurde auch nicht gelehrt.

Auch die DDR hat ihren Teil beigetragen: Eine Sprachreform hatte dazu geführt, dass muttersprachliche Großeltern ihre am niedersorbischen Gymnasium Sorbisch lernenden Enkel nicht immer verstehen. Hinzu kam die ideologische Vereinnahmung – nachzulesen auch im Bericht: Ab Anfang der 1950er Jahre gab es eine Sprachenpolitik nach dem Motto „Die Lausitz wird zweisprachig“; kurze Zeit später aber schon war der Slogan „Die Lausitz wird sozialistisch“. Viele Sorben/Wenden gingen hierzu auf Abstand.

In der DDR, aber auch noch lange danach hat zudem der Braunkohle-Abbau – verbunden mit der Abbaggerung von wendisch/sorbisch geprägten Dörfern seinen Teil zum Niedergang beigetragen hat. Herr Mack hatte es auch schon angesprochen: Der Minderheitenschutz hat bei der Genehmigung neuer Tagebaue leider keine Rolle gespielt!

Ein Problem bzw. Handlungsbedarf sieht darin übrigens offenbar auch der Petitionsausschuss des europäischen Parlaments: Auf Grund der Petition eines sorbischen Petenten besucht der Ausschuss in zwei Wochen die Lausitz – das passiert bei weitem nicht bei jeder Petition! Der Petent fordert das Europäische Parlament auf, dafür zu sorgen, dass die beiden deutschen Staaten den Schutz dieser Minderheit gewährleisten und die notwendigen Entscheidungen hinsichtlich der Zukunft der Bergbauaktivitäten in der Region treffen und sie bei der Erhaltung der sorbischen Sprache und Kultur unterstützen.

Der Schutz der Sorben/Wenden muss bei uns in Brandenburg auch heießen, keine weiteren Dörfer mehr abzubaggern!

Auf drei Punkte möchte ich noch mal im Einzelnen eingehen:

Wichtig ist jetzt, die Sorben-Wenden-Schulverordnung so neu zu gestalten, dass darüber die Spracherwerbsmöglichkeiten verstärkt und nicht reduziert werden!

Die Arbeit des RASW – herzlichen Dank an dieser Stellen an Herrn Mack, alle Mitglieder des RASW und die Referentin Frau Ginkel – sollte stärker unterstützt werden, auch durch die Aufstockung der Referentenstelle!

Und nicht zuletzt: Wir müssen jetzt den mit dem Kohleausstieg verbundenen Strukturwandel gestalten, damit junge Sorben/Wenden auch in ihrer Heimat bleiben können!

Vielen Dank.