- Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Kolleginnen und Kollegen, liebe Bildungsinteressierte,
Während meiner Sommertour besuchte ich in Wietstock bei Ludwigsfelde die Kita Grashüpfer. Eine wunderbare Besonderheit dieser tollen Kita ist das Projekt „Ackerracker“. Das ist eine wirklich beispielhafte Initiative im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Schräg gegenüber der Kita auf einem alten Hofgelände sitzt nämlich der Projektträger „Ein Hektar Zukunft“. Auf dem Hof hat die Kita ein großes Gemüsebeet. Gemeinsam mit ihren Erzieher*innen bauen die Kinder dort Gemüse an: Tomaten, Karotten, Kohlrabi, Zucchini, Radieschen, Kürbisse und Kartoffeln beispielsweise, außerdem Kräuter.
Die Kinder buddeln in der Erde, säen und ernten, erleben wie das Gemüse wächst, wie es schmeckt und wie man es verarbeitet. Ich war eingeladen, mitzuackern und zu erleben, wie viel Spaß das den Kindern machte. Schon bei der Arbeit durften wir probieren und, ein bisschen vom Dreck befreit, wanderten Möhren und Radisschen direkt von der Hand in den Mund. Was nicht gleich verspeist wurde, kam in die Kitaeigene Küche und wurde dort vom Koch direkt verarbeitet. Auch dabei durften die Kinder helfen.
Keine Frage: So ein tolles Projekt würden wir Bündnisgrüne uns für jede Kita und jede Schule wünschen. Und, so viel darf ich hier verraten: Die Initiator*innen von AckerRacker in Brandenburg freuen sich über interessierte Kitas und Schulen, die mitmachen wollen. Sie würden sich auch gern in die Lehrkräfteausbildung einbringen, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen dazu weiterzugeben. Wer da einen Kontakt möchte, kann sich gern an mich wenden.
Deshalb wird im Gesundheits- und Verbraucherschutzministerium ja zurzeit eine Ernährungsstrategie erarbeitet, die Sie, Frau Wernicke, sicher gerne unterstützen. Da geht es genau um die Themen wie die Lebensmittel vom Acker auf den Teller kommen, oder wie die Gemeinschaftsverpflegung und Ernährungskultur in Kitas, Schulen und Kantinen verbessert werden kann.
Der Rahmenlehrplan für die Klassen 1 bis 10 ermöglicht es bereits allen Schulen, solche Projekte umzusetzen, einen eigenen Schulgarten einzurichten, eine Schulküche zu betreiben oder landwirtschaftliche Betriebe zu besuchen. Ernährungs- und Verbraucherbildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie Gesundheitsförderung stehen drin im Rahmenlehrplan, den jede Schule in ihrem schulischen Curriculum umzusetzen hat.
Ehrlicherweise muss ich aber auch sagen: Wenn ich im Land unterwegs bin und mit Lehrkräften spreche, höre ich nie den Wunsch, den Rahmenlehrplan und die schulischen Curricala um weitere verpflichtende Inhalte zu erweitern. Ganz im Gegenteil: Immer wieder kommen Klagen, dass im Schulalltag zu wenig Zeit für soziale Aktivitäten oder eigene Projektideen bleibt. Die Schulen wünschen sich mehr Raum für selbstgewählte Projektideen, einen „Freiday for Future“. Statt die Curricula weiter mit Pflichtstoff zu überfrachten, würde ich empfehlen, in diese Richtung weiterdenken.