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Rede im Landtag: Internationaler Frauentag als gesetzlicher Feiertag?

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Frauen, liebe Abgeordnete,

wenn wir über einen neuen Feiertag in Brandenburg nachdenken würden, wäre der 8. März sicher eine sehr gute Kandidatin.

Der 8. März ist der „Internationale Frauentag“ und er wird seit über 100 Jahren weltweit gefeiert, in vielen Ländern auch als gesetzlicher Feiertag. In Deutschland ist er bisher nur in unserem Nachbarbundesland Berlin gesetzlicher Feiertag. Aber auch andere Länder wie Mecklenburg-Vorpommern machen sich gerade auf den Weg.

Entstanden ist der Internationale Frauentag aus der Frauenwahlrechtsbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Frauenbewegung hat seither viel erreicht und viel erkämpft. Das ist sicher ein Grund zu feiern.

In der DDR wurde das auch gemacht, es gab es an diesem Tag traditionell für die Frauen Blumen oder Geschenke, Ansprachen und Ehrungen.

Von echter Gleichstellung sind wir aber noch weit entfernt. Das hat sich einmal mehr auch in der Pandemie gezeigt, wo viele Mütter in ein Rollenbild zurückgedrängt wurden, das scheinbar überwunden zu sein schien. Deshalb ist der 8. März nicht nur ein Feier-, sondern auch ein Kampftag. Es ist nicht ein Tag zum Ausruhen, sondern ein Tag für Aktionen: für Gleichstellung, für bessere Löhne in den Care-Berufen, für mehr Frauen in den Aufsichtsräten und in den Parlamenten, für die Selbstbestimmung über den eigenen Körper und den Schutz vor Gewalt! Kurz: für eine geschlechtergerechte Gesellschaft!

Wenn wir über einen neuen Feiertag in Brandenburg nachdenken würden, sollten wir auch einen Blick über den Tellerrand werfen. Brandenburg steht mit elf Feiertagen im bundesweiten Vergleich gar nicht so schlecht da. Nur Bayern und Baden-Württemberg haben zwölf Feiertage, sechs Länder haben elf, so wie wir, alle anderen haben zehn Feiertage. Als Berlin 2019 den 8. März eingeführt hat, war es das letzte Bundesland mit nur neun Feiertagen. Es besteht also keine unbedingter Handlungsbedarf, aus bundesweiten Gerechtigkeitsgründen einen weiteren Feiertag einzuführen.

Wenn wir aber grundsätzlich über einen neuen Feiertag in Brandenburg nachdenken würden, müssten wir natürlich auch die gesellschaftliche Debatte darüber führen, welcher Tag es denn sein soll. Elske Hildebrandt hat gerade ausführlich dargelegt, warum sie die Einführung des 8. März als Feiertag kritisch sieht. Es kämen ja dann auch noch andere Tage in Betracht, wichtige Gedenktage zum Beispiel. Ich erinnere mich, dass wir vor zwei Jahren hier, damals auch ein Antrag der Linken, über die Einführung des 8. Mai als Feiertag debattiert haben.

Leider muss ich aber auch ehrlich feststellen: Wir sind im Moment nicht in der Situation, über neue Feiertage nachzudenken. Ich sehe gerade ganz andere Prioritäten für die Politik. Jetzt geht es doch erstmal darum, die Pandemie zu beenden und gesellschaftlichen Folgen aufzuarbeiten, die Folgen für die Kinder und Jugendlichen beispielsweise oder auch die Folgen für die Wirtschaft. Da helfen neue Feiertage, an denen Kitas und Schulen oder Geschäfte und Betriebe geschlossen sind, kaum weiter.

Wenn wir aber in der Zukunft in eine Situation kommen sollten, wo wir über die Einführung neuer Feiertage ernsthaft nachdenken können, dann wäre ich sehr dafür, den Internationalen Frauentag am 8. März ernsthaft in den Blick nehmen.

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Internationalen Frauentag zum gesetzlichen Feiertag erklären" (TOP 11 der 63. Plenarsitzung)