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Marie Luise von Halem spricht zu unserem Antrag "Visionen und Konzepte für kulturelle Bildung"

>>> Antrag "Vision und Konzept für die kulturelle Bildung" als pdf

>>> Redemanuskript als pdf

Es gilt das gesprochene Wort !

Anrede,

Nach zwei Jahren in diesem Hause ist aus diesem Antrag ein Beitrag zur kulturellen Bildung in eigener Sache geworden. Was ich denn eigentlich wollte, wurde ich auf der Pressekonferenz letzte Woche gefragt. Noch ein Orchester auflösen für mehr Theater auf dem Land?

Dagegen ist die einhellige Unterstützung aus Ihren Reihen geradezu überwältigend. Was haben wir falsch gemacht? - Klar: Wir stellen erstmal nur Fragen.

Kulturelle Bildung – was ist das? Zu den berühmtesten modernen Beispielen gehört sicher das Projekt 'Rhythm is it': Royston Maldoom und Sir Simon Rattle studieren mit Kindern aus 25 Nationen ein Ballett von Strawinski ein. Plötzlich verschwinden Ländergrenzen und Sprachgrenzen, Schulnoten werden irrelevant, Schulschwänzer werden zu Strebern, Mauerblümchen zu Vortänzerinnen.

Das leistet kulturelle Bildung: Sie eröffnet neue Perspektiven, in Bezug auf die eigene Person, auf andere. Sie regt die Phantasie an, fördert die Kreativität, weckt Interesse an anderen Kulturen, macht das Leben bunter.

Kulturelle Bildung kann stattfinden in Museen, Malschulen, Musikschulen, normalen Schulen, in Bibliotheken und Jugendklubs und so weiter. Kurz: Überall in Brandenburg. Der Nachteil dabei: Wie Bildung allgemein folgt sie nicht den Kriterien der Wirtschaftlichkeit. Zumindest nicht der kurzfristig gedachten.

Wo und wie viel kulturelle Bildung wollen wir uns leisten? Sollen alle Kinder in der Schule Theater spielen dürfen? Wem leiht das Land Musikinstrumente? Brauchen wir in den immer dünner besiedelten Randregionen überhaupt noch Jugendkunstschulen? Wofür?

Wir geben ziemlich viel Geld für kulturelle Bildung aus. Wie viel genau, lässt der Haushalt nicht erkennen: Kulturelle Bildung wird aus zwei Ministerien heraus gefördert. Welchen Anteil leistet Schule? Wenn ein Theater Landesmittel bekommt, wie hoch ist daran der Anteil für die kulturelle Bildung? Werden kleine freie Anbieter kultureller Bildung freihändig gefördert? Brauchen wir da nicht klare Kriterien? Und wenn wir das Musikschulgesetz novellieren, wäre es nicht sinnvoll, die Jugendkunstschulen mit in ein solches Gesetz zu integrieren? Und wie passiert kulturelle Bildung bei Erwachsenen? Was können wir bei all den Fragen von anderen Bundesländern lernen?

Paul Auster hat einmal gesagt: "Der wahre Sinn der Kunst liegt nicht darin, schöne Objekte zu schaffen. Es ist vielmehr eine Methode, um zu verstehen." Und ich bin jetzt gespannt, was Sie unter dem Thema verstehen.