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Marie Luise von Halem spricht zum Antrag "Qualitätsoffensive für den MINT-Bereich"

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- Es gilt das gesprochene Wort ! -

Anrede!

Dieser Antrag der FDP erinnert mich ein bisschen an den vom November 2010: „Mehr Wirtschaftskompetenz in die Schulen". In beiden Fällen steckt eine löbliche Intention dahinter, nämlich das Bildungssystem zu verbessern, dort durch Anreicherung von mehr Wirtschaftskompetenz, hier durch mehr Kompetenz in den MINT-Fächern. Grundsätzlich wunderbar. Trotzdem erinnern beide Anträge ein bisschen an das beliebte Kinderspiel Topfschlagen: Auf der Suche nach der richtigen Lösung, dem Kochtopf mit den begehrten Süßigkeiten, krabbelt man mit verbundenen Augen umher und drischt mit dem Kochlöffel voller Kraft auch ein paar Mal daneben.

Die geforderte Qualitätsoffensive benennt viele Punkte, die es längst gibt, in den Kitas, in den Schulen, sowie im Übergang zu Ausbildung: z.B. das Schnuperstudium BriSanNT der Uni Potsdam, in Form von Projekttagen, Sommer- und Herbstakademie, die Wetterküche des Potsdam-Institutes für Klimafolgenforschung, die Schülerakademie des Hasso-Plattner-Institutes, viele Mentoring-Programme, den SchülerInnen-Labortag 'Magnetfeld der Erde' des Geoforschungszentrums Potsdam, Programme in Wildau, des BMBF, und viele mehr. Interessant wäre hier vielleicht noch ein Monitoring, um Angebote für Schulen übersichtlicher und Bedarfe konkreter fassen zu können.

Natürlich kann man noch Vieles verbessern. Auch hier kommt es auf den Anfang an: Der kleinen Entdeckerseele die Neugierde zu erhalten, können wir weiter befördern. Wir können die Angebote für Schülerinnen und Schüler im Übergang von der Schule in die Ausbildungsphase oder ins Studium besser publik machen, speziell Mädchen für MINT-Berufe begeistern und Schulen zu MINT-Profilen ermutigen. Aber wenn wir selbständige Schulen wollen – und das wollen wir! -, dann soll auch diese Schwerpunktsetzung in der Hand derselben liegen.

Aus der aktuellen Nachfrage nach naturwissenschaftlich-technischen Berufen lässt sich auch nicht ableiten, die Forschung sei nicht gut aufgestellt, es gäbe eklatant zu wenig Kooperation mit Schulen oder nur mangelhafte Angebote für Schülerinnen und Schüler oder die Lehrkräfte.

Die MINT-Fächer sind interessant für StudienanfängerInnen, daran mangelt es nicht. Das Problem ist vielmehr die Abbrecherquote: Offensichtlich gibt es eine Diskrepanz zwischen den Heransgehensweisen der MINT-Vermittlung bzw. den Inhalten in der Schule (eher anschaulich) und im Studium (eher wissenschaftlich). Daran und an den Anforderungen für Mathematik scheitern viele motivierte StudienanfängerInnen in den ersten Semestern. Woran liegt das? Da ist es zielführend, wie von der FDP gefordert, den Blick auf die Lehrpläne in den MINT-Fächern zu richten bzw. die LehrerInnenausbildung. Ein erhöhter Praxisbezug im Studium allein löst diese Frage nicht. Die konkrete Gestaltung der Didaktik hingegen, siehe Pkt 6, fällt in die Autonomie der Hochschulen. Und das ist gut so.

Die Intention ist richtig, wir sollten alle verfügbare Energie auf unser Bildungssystem richten und gerade die Verzahnung zwischen Schule und Ausbildung bzw. Studium lässt viele Fragen offen. Der vorliegende Antrag aber haut zu oft daneben.