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Marie Luise von Halem spricht zum Antrag „Unterricht ist nur gut, wenn er stattfindet! – Landeskonzept gegen Unterrichtsausfall erstellen!“

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- Es gilt das gesprochene Wort! -

Anrede!

Um es gleich vorweg zu nehmen: Wir werden dem Antrag zustimmen.

Trotzdem sind wir nicht der Meinung, dass Unterrichtsausfall das zentrale Problem im Brandenburger Bildungswesen ist. Sich vorzustellen, alles wäre gut, wenn wir nur keinen Unterrichtsausfall hätten, ist eine Illusion. Der Unterrichtsausfall ist neben mangelnder Weiterbildung, zu hohem Altersdurchschnitt und insgesamt zu knapper Personaldecke nur ein Teilproblem. Es gibt sogar Pädagogen, die mit der Organisation des Bildungswesens in Brandenburg befasst sind, die sagen, nicht der Unterricht sei das Problem, der ausfällt, sondern der, der statt findet. Will heißen: Was und wieviel jemand lernt, hängt nicht in erster Linie an den gehaltenen Unterrichtsstunden.

Ich will Ihnen das mal anschaulich machen, denn wir sitzen hier in einem der hochkarätigsten Weiterbildungshäuser unseres Bundeslandes: Wir haben in der laufenden Legislaturperiode über Bundeswehrstandorte diskutiert, über Hebammen, über Fischzucht und manch anderes. - Seien Sie mal ehrlich, können Sie die jeweils ausschlaggebenden Pro- und Contra-Argumente wiederholen? Haben Sie etwas gelernt? - Ganz bestimmt! - Und Sie sind sicher darüber hinaus der Meinung, Sie hätten all diese Sachverhalte noch besser erfasst, wenn die Sitzungen zu den einzelnen Punkten länger gedauert hätten?

Ich weiß, dass dieser Vergleich gegenüber den Lehrkräften ungerecht ist, denn die verstehen ungleich mehr von Didaktik als die meisten von uns. Trotzdem macht der Vergleich deutlich: Was wir uns merken und wieviel wir lernen, hängt nicht davon ab, wie lange jemand vor uns steht und referiert, sondern von ganz anderen Faktoren.

„Stillbeschäftigung“ wird im Zusammenhang mit Unterrichtsausfall immer wieder gegeißelt. Parallel hören wir, dass die fortschrittlichsten Schulen ihre SchülerInnen Inhalte selbstständig erarbeiten lassen. Das muss zwar von Lehrkräften vorbereitet werden, kann dann aber selbständig geschehen. Manche Schulen haben Teams von LehrerInnen, die gemeinsam solche Aufgaben zusammen stellen, brauchbar für den Vertretungsfall wie den normalen Unterricht. In dem preisgekrönten Evang. Gymnasium in Neuruppin unterrichten zuweilen Schüler der höheren Klassen die unteren. Der oder die LehrerIn ist dann auch mal zwischendurch entbehrlich. Und ich glaube nicht, dass die Schülerinnen und Schüler deshalb weniger lernen. Von den Lehrkräften lernen die Schüler sowieso nur 20 % all dessen, was sie überhaupt lernen.

Aber: Wir schneiden in Ländervergleichen in Brandenburg immer wieder miserabel ab. Wir hören weiterhin die Klagen, Förder- und Teilungsunterricht falle wegen Vertretungsbedarfes aus. Deshalb ist es richtig: Bildung darf nicht ausfallen!

Das in der Überschrift geforderte 'Landeskonzept gegen Unterrichtsausfall' ist im Antrag nicht weiter untersetzt, aber es könnte dafür genützt werden, mal zu eruieren, warum denn die einen Schulen das besser hinkriegen mit den Vertretungsbedarfen und die anderen nicht.
Und ja, wir brauchen mehr Lehrerinnen und Lehrer im System, wir brauchen eine höhere Vertretungsreserve, damit wir besser individuell fördern können, damit Lehrkräfte leichter mal während der Unterrichtszeit Fortbildungen besuchen können und damit sie mehr Zeit haben, sich gegenseitig abzusprechen und für Krankheitsfälle vorzusorgen. Auch um der allgemeinen Belastung der Lehrkräfte entgegen zu wirken. So wichtig das alles ist – Unterricht wird deshalb trotzdem immer wieder ausfallen.