- Es gilt das gesprochene Wort!
Anrede!
Mit SeiteneinsteigerInnen im Schuldienst gewinnen wir weit mehr als dringend benötigte Lehrkräfte: In einer Zeit, in der es für die allermeisten Schülerinnen und Schüler normal sein wird, im Leben mehr als einen Arbeitgeber zu haben und auch die Profession vielleicht mehrfach zu wechseln, ist es ein unschätzbarer Vorteil, Lehrkräfte zu haben, die im Leben mehr gesehen haben als Bildungseinrichtungen.
Gleichzeitig geht dieser Antrag gegen die Untätigkeit der Landesregierung in Sachen Lehrkräftebedarf an: Wir benötigen andere und neue Anreize für Menschen, um sich für den Lehrerberuf zu entscheiden.
Im Koalitionsvertrag wurden noch 1.250 neue Lehrkräfte versprochen. Wir haben Ihnen immer wieder vorgerechnet, dass das nicht ausreicht. Die Landesregierung ging dann auf 2.000 hoch, aber auch diese Zahl ist schon längst überholt!
Hätte die Landesregierung von Anfang an besser gerechnet und nicht die demografische Rendite als Sparbüchse missinterpretiert, wäre der Einstellungsbedarf an Lehrkräften besser planbar und umsetzbar gewesen. Kraftanstrengungen wie die jetzige Anzeigenkampagne wären bei einer vorausschauenden Einstellungspolitik nicht nötig gewesen. Auch müsste keine Beunruhigung herrschen, dass es wieder zu einem Personalkarussell kommt, bei dem jetzige Lehrkräfte in die Weiten des Landes verschoben werden, damit die Stellen im Speckgürtel Berlins für die NeubewerberInnen frei sind.
Wir müssen alle Möglichkeiten ausnutzen, um passende Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Der Seiteneinstieg für Menschen aus der Praxis ist dabei eine gute Möglichkeit. Sie sind vor allem für die weiterführenden Schulen ein großer Gewinn. Nicht so häufig studierte Fächer können so mit gut ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden. Klar muss dabei immer sein: Fachlichkeit allein macht noch keine gute Lehrkraft aus!
Deshalb ist es wichtig, ausreichend Referendariatsplätze für Seiteneinsteiger verbindlich zur Verfügung zu stellen und nicht nur die „Resterampe“ der für den regulären Vorbereitungsdienst freibleibenden Kapazitäten. Gute Leute können dann oft nicht berücksichtigt werden und eine verlässliche Planung für SeiteneinsteigerInnen ist schwer.
Wie wichtig es ist, möglichst keinen fachfremden Unterricht anbieten zu müssen, hat auch der letzte IQB-Ländervergleich für die Naturwissenschaften gezeigt. Ein Faktor für das sehr gute Abschneiden Brandenburgs war die ausgezeichnete Fachlehrkraftquote gegenüber den anderen Bundesländern. Diesen Vorteil zu behalten, ist vor allem in den Naturwissenschaften eine große Herausforderung. Höhere Gehälter anderswo, wissenschaftliche Forschung und andere angesehene Berufe begünstigen die Entscheidung für die Lehrtätigkeit nicht gerade. Hier eine verlässliche Struktur und ein verlässliches Angebot für Menschen bereit zu halten, die sich verändern wollen, müsste von uns allen gewollt sein.
In den nächsten Jahren werden viele Lehrkräfte aus dem Schuldienst ausscheiden – darunter auch viele mit naturwissenschaftlichen Fächern.
Brandenburg ist leider bei der Werbung um Seiteneinsteiger ein wenig ins Hintertreffen geraten. Schon allein, dass Berlin diesen Weg früher beschritten hat, macht es für uns nicht einfacher.
Stimmen Sie diesem Antrag zu, damit Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger verlässliche Strukturen in Brandenburg vorfinden und sich durch ein verpflichtendes berufsbegleitendes Referendariat auch die didaktische und pädagogische Qualität für den Schulalltag aneignen zu können. Wir gewinnen Lehrkräfte mit frischem Wind und neuen Perspektiven für unsere Schulen!