Zum Inhalt springen

Hinweis: Diese Website wird nicht mehr aktualisiert und dient als Archiv. Weitere Informationen →

Marie Luise von Halem spricht zur Änderung des Sportförderungsgesetzes

>> Redemanuskript als PDF

- Es gilt das gesprochene Wort ! -

Anrede,
'Mens sana in corpore sano' – 'Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper' – Dieses Zitat des römischen Dichters Juvenal führen wir schnell im Mund, wenn es darum geht, für den Sport zu werben. Ja, Sport ist gesund, trägt zur sozialen Integration bei und stärkt regionale Entwicklung. Wir sind uns wahrscheinlich alle schnell einig, dass wir nicht nur selbst ein bisschen mehr Sport treiben, sondern ihn auch bestmöglich fördern sollten.
Also, werden Sie fragen, was haben die Grünen schon wieder zu meckern?
Juvenals Zitat ist verkürzt, richtig zitiert heißt es, man solle darum beten, sowohl einen gesunden Geist als auch einen gesunden Körper zu haben. Der gesunde Körper ist mitnichten Voraussetzung für den gesunden Geist ('Orandum est, ut sit ...'). Das bedeutet, den gesunden Geist können wir vielleicht anders sinnvoller fördern. Also:
Mit der Erhöhung der Sportförderung geht eine Benachteiligung anderer Akteure einher, die auch aus Lottomitteln gefördert werden: Allein ein Blick auf die durch das MBJS geförderten Projekte 2008 und 2009 zeigt, dass sich hier eine Vielzahl von kleineren und größeren Initiativen tummeln, die sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus einsetzen, Aufklärung über das 3. Reich zum Inhalt haben, Schwule & Lesben in Brandenburg unterstützen, Denkmalschutz und Jugend-Demokratieprojekte fördern, Jugendaustausch organisieren, Schulversagern unter die Arme greifen und kleinteiligen selbst organisierten Theaterprojekten. - Lauter kleinteilige Projekte, oft lokal initiiert von kleinen Gruppen, die dabei doch deutlich machen können, was das Engagement von Einzelnen bewirkt. Das sind Projekte, die Erfahrungen vermitteln, die sowohl für Demokratiebewusstsein als auch für physische und psychische Gesundheit sicher nicht weniger bewirken, als das der Sport vermag. Aber sie haben keine laute Lobby, gewinnen keine Goldmedaillen und strahlen nicht die mit der SPD verwobene politische Macht der großen Sportverbände aus.
Hier sollte unser Augenmerk liegen und dabei der Fokus auf Kinder- und Jugendlichen. Das ist schon bei der ersten Lesung des Gesetzes meine Position gewesen und jetzt haben wir mit der FDP gemeinsam auch einen entsprechenden Haushaltsantrag eingebracht, diese eine Million aus der Sportförderung in den Landesjugendplan zu übertragen. Das entspricht dem, was der Landesjugendring hier Jahr für Jahr mit kreativsten Aktionen einfordert - wofür er zwar inhaltliche Zustimmung von Rot-Rot bekommt, aber gleichzeitig diesen bekannten gequälten Augenaufschlag, das sei leider nicht bezahlbar. Dieser Gesetzentwurf macht deutlich: Es ist bezahlbar! Man muss es nur wollen.
Und es gibt übrigens noch einen Punkt, der mich stutzig macht: Aus Sportkreisen war zu vernehmen, die Million sei doch vor allem für den Spitzensport verplant – und im Breitensport, beim Ehrenamt und der Sportjugend komme sowieso kaum was an? Die im Haushaltsplan des Landessportbundes ausgewiesene Förderung aus dem MBJS steigt nur um 400.000 €? Die Brandenburgische Sportjugend hat sogar 700.000 € weniger zur Verfügung? Was bedeutet das?
Und ein zweites Additum in Sachen Lottomittel: Wir stehen weiterhin hinter der Idee eines Lottomittelbeirates! Das würde dem Budgetrecht des Landtages Genüge tun und endlich für Transparenz bei der Vergabe der Lottomittel sorgen!
Zum Schluss nochmal deutlich: Wir lehnen den Gesetzentwurf ab, ohne uns damit in irgend einer Weise gegen den Sport zu positionieren! Wir wollen ihn, sehen aber andere Akteure gerade gegenüber dem Sport als unterfinanziert an, die nicht die Lobby und die eigene Kraft besitzen, nennenswert selbst Geld einzuwerben und viel fragiler sind. Der gesunde Geist braucht auch andere Dinge neben dem gesunden Körper.
Und im Übrigen: Wo Landesjugendplan draufsteht, ist auch Sport drin: Die Brandenburgische Sportjugend!