- Es gilt das gesprochene Wort! -
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste!
„Reisen mit der Deutschen Bahn bietet Ihnen uneingeschränkte Mobilität. Sie können sich im Zug die Beine vertreten, entspannt die Aussicht genießen oder den Service im Bordrestaurant nutzen.“ Soviel zur Werbung.
Die Realität sieht etwas anders aus und seit neustem setzen sich Bahnkunden auch noch der Gefahr aus, als Schwarzfahrer abgestempelt zu werden. Seit dieser Woche hat die DB Regio den Bordzuschlag abgeschafft und mit ihm die Möglichkeit, im Zug einen Fahrschein nachzulösen. Außer, wenn es am Bahnsteig keinen funktionierenden Fahrkartenautomat gibt.
Theoretisch waren Fahrgäste auch bislang schon dazu verpflichtet vor Fahrtantritt einen Fahrausweis zu lösen. Jedoch ist das aufgrund des Bordzuschlags in der Praxis anders gehandhabt worden. Wie nun mit der neuen Regelung verfahren werden soll, ist völlig unklar. Das verunsichert die Fahrgäste und trägt mit Sicherheit nicht zur Attraktivität des ÖPNV bei!
Einen Fahrschein an einem Automaten vor Fahrtantritt zu erwerben setzt folgende Bedingungen voraus:
- Es muss ein Automat vorhanden sein
- Der Automat muss funktionieren und die vorhandenen Zahlungsmittel annehmen.
- Und last but not least: Die Fahrgäste müssen das komplizierte Tarifsystem des VBB durchschauen.
- Oft sind diese Grundvoraussetzungen an Bahnhöfen in Brandenburg nicht Realität.
War es vor Fahrtantritt nicht möglich, einen Fahrschein zu erwerben, ist der Fahrgast aufgefordert, sich umgehend beim Zugpersonal zu melden. Umgehend kann manche Fahrgäste aber vor unlösbare Probleme stellen.
Ich kann mich auch noch gut daran erinnern wie es ist, mit zwei kleinen Kindern, Kinderwagen und Gepäckstücken per Bahn unterwegs zu sein.
In der Regel ist es ja so, dass die S-Bahn, aufgrund von „Verzögerungen im Betriebsablauf“ oder anderer Unwegbarkeiten, nicht pünktlich ist. Dann hetzt man also mit Kind und Kegel die Treppen runter und wieder rauf, um den Anschlusszug gerade noch so zu bekommen. Wenn das gelingt, ist man froh, dass nichts versehentlich auf dem Bahnsteig zurück gelassen wurde. Und was nun? Die Regionalbahn ist wie immer überfüllt, an Sitzplätze ist nicht zu denken. Seit dieser Woche müsste ich mich samt Kindern und Gepäck – beides sollte man ja nicht unbeaufsichtigt lassen - in dem überfüllten Zug auf die Suche nach dem Zugpersonal machen oder auf deren Kulanz hoffen.
Wenn das Zugpersonal nun aber ständig in eine Diskussion darüber verwickelt wird, ob es nun möglich war vor Fahrtantritt einen Fahrschein zu lösen, bewirkt die Regelung das Gegenteil dessen, was sie erreichen sollte. Der VBB erklärt die Abschaffung des Bordzuschlags nämlich damit, dass das Zugpersonal sich um die Fahrgäste kümmern und nicht mit Fahrkarten-Verkauf davon abgelenkt werden soll.
DB-Regio ist aber ein Dienstleistungsunternehmen. Es ist nicht zu viel verlangt, dass sie die Möglichkeit des Fahrkartenkaufs sicher stellt und zwar an Automaten auf den Bahnsteigen UND in den Zügen.
Die privaten Bahnunternehmen machen ja vor, wie es geht. Mit einer solchen Regelung wäre nicht nur den Fahrgästen geholfen, sondern auch dem Zugpersonal. Und entgegen ihren Aussagen hier liegt es auch in der Verantwortung und Aufgabenbereich unseres Verkehrsministers sich hierfür einzusetzen.
Deshalb sollte der Landtag im Interesse der Fahrgäste sich für klare und einfache Regelungen im VBB-Tarif-System aussprechen. Vielen Dank!
Und liebe Kollegen von SPD und LINKE, Sie müssen sich schon mal entscheiden: Wir haben in der Ausschussdiskussion zum Landesnahverkehrsplan unsere diesbezüglichen Wünsche und Vorschläge eingebracht. Sie hingegen waren der Auffassung, dass unser Antrag durch die Benehmensherstellung entbehrlich geworden ist. Wir sind nun dieser Auffassung gefolgt und haben unseren Antrag für die Plenarbefassung zurückgezogen. Da kommen Sie jetzt wie Kai aus der Kiste, fordern einen bunten Blumenstrauß von Ergänzungen die nichts aber absolut nichts mit dem vorliegenden Antrag zu tun haben. Und vergessen dann sogar noch in der Begründung den ursprünglichen Text zu ändern.
Ärgerlich ist aber vor allem, dass sie damit die Sorgen und Nöte der Fahrgäste kleinreden. Unser Antrag ist nicht kleinteilig sondern konkret – und betrifft ganz direkt die Lebensrealität tausender von Fahrgästen täglich. Vielleicht gehen Sie also noch einmal in sich und stimmen.