- Es gilt das gesprochene Wort ! -
Anrede,
Auf den Anfang kommt es an! Das pfeifen die bildungspolitischen Spatzen seit langem von allen Dächern. Was in den ersten Jahren versäumt wird, kommt uns später teuer zu stehen, das wissen wir alle längst. Zumindest in der Theorie.
Um ein bisschen Praxis zu sehen, war der Bildungsausschuss vor zwei Wochen in Finnland. Sie sollen auch was davon haben: Der Betreuungschlüssel ist dort bei den unter 3-Jährigen 1:4, bei den über 3-Jährigen 1:7. Ein Drittel der Erzieherinnen hat jeweils Hochschulausbildung. In Finnland gibt es einen anderen gesellschaftlichen Konsens über die Relevanz von Bildung. Aber es spricht nichts dagegen, sich auch hier für einen anderen Stellenwert von Bildung einzusetzen, nicht nur während des Wahlkampfes so zu tun, als ob.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD und der Linken, Sie wissen, dass wir die Verbesserung des Betreuungsschlüssels goutieren. Sie wissen aber auch, dass das nicht das Ende der Fahnenstange für diese Legislaturperiode gewesen sein kann. Im Hinblick auf die Betreuungsrelation stehen wir im bundesweiten Vergleich immernoch auf den allerletzten Plätzen. Von Seiten der Oppositionsfraktionen sind mehrere Vorstöße gemacht worden, weitere Verbesserungen im Kita-Bereich in die Wege zu leiten: Stufenpläne für mehr Qualität, ausreichende Sprachförderung, usw. - Leider alles Rohrkrepierer, schafften es nichteinmal in den Ausschuss.
Wir stellen jetzt noch einen Antrag.
Ja, wir wissen, dass 'Mathematik und Naturwissenschaft' einer der sechs gleichrangigen Bildungsbereiche ist, die in den 'Grundsätzen elementarer Bildung in den Einrichtungen der Kindertagesbetreuung im Land Brandenburg' benannt sind. Wir wissen auch, dass in diesen Grundsätzen zur Kindertagesbetreuung festgehalten ist, dass jede Einrichtung der Kindertagesbetreuung in ihrer Konzeption darzulegen hat, wie sie die mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen aller Kinder unterstützt. Kinder werden beobachtet, welche Fähigkeiten und Vorlieben sie auf mathematischer und naturwissenschaftlicher Ebene zeigen, die Ergebnisse werden dokumentiert und für die Zusammenarbeit mit den Eltern genutzt, heißt es weiter. Genannt sind da auch Beispiele guter Praxis: Wie wird das Ei im Brutkasten zum Küken, wie lösche ich Flammen durch Luftentzug – um nur zwei zu nennen.
Wir wissen auch, dass es in den allermeisten Kinderbetreuungseinrichtungen hervorragende Umsetzung gibt.
Aber Kooperationen mit externen Partnern wie Unternehmen und Stiftungen müssen gesucht, organisiert, umgesetzt und dokumentiert werden. Das kostet Zeit. Dafür brauchen die Einrichtungen bessere Unterstützung, z.B. in Form besserer Leitungsfreistellungen und auch eines weiter verbesserten Betreuungsschlüssels.
Noch was haben wir in Finnland gelernt: Entscheidend für die Bildung ist, frühzeitig und ausreichend Anregungen zu geben, dem Wissensdrang und Experimentiergeist von Kindern die richtigen Angebote zu machen. Da zu investieren, ist wichtiger und Erfolg versprechender, als Sanktionen und ausgefeilte Prüfungsmechanismen à la 'Grundwortschatz-Katalog'.
Begreifen Sie diesen Antrag als weiteren Baustein auf dem Weg hin zu einem Stufenplan für mehr Qualität in Kindertagesstätten.