- Es gilt das gesprochene Wort!
[Anrede]
Der wunderschöne Satz von Alexander von Humboldt „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben“ muss sich ja nicht nur auf geographische Eskapaden beziehen, sondern gilt auf allen Ebenen. Ich gehöre ja hier ungefähr zur mittleren Altersgruppe und habe zwar kein formalisiertes freiwilliges Jahr gemacht, aber jeweils über mehrere Monate im In- und Ausland einiges ausprobiert, habe u.a. für den Malteser Hilfsdienst im Rettungsdienst und in einem Altenpflegeheim gearbeitet, in der Produktionshalle einer Wollfabrik, in einem Hotel, und mich auch mal ein paar Monate mit Kühe melken und Trecker fahren über Wasser gehalten. Und wenn man mich heute fragt, was denn so die wichtigsten Erfahrungen in meinem Leben waren, dann liegen viele davon in dieser Zeit.
Wir überlegen uns immer wieder auf allen Ebenen, wie wir Berufsorientierung verbessern können, wie wir die hohe Zahl derer reduzieren können, die ihr Studium oder ihre Berufsausbildung abbrechen. Ein freiwilliges Jahr zwischen Schule und Ausbildung ist eine der besten Antworten darauf, die es gibt. Und es profitieren dabei ja nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Einsatzstellen, von frischem Wind und neuen Ideen.
Es gibt so viele Einsatzmöglichkeiten, das Ökologische Jahr, das Soziale Jahr, Einsatz in Kultur und Denkmalpflege, im Sport, usw. Für das freiwillige Jahr in der Politik haben wir uns immer eingesetzt, das in anderen Bundesländern ja schon seit langem möglich ist, hier aber nicht. Das angeforderte Gutachten, das die Kompatibilität mit dem Verbot der verdeckten Parteienfinanzierung klären sollte, liegt ja jetzt vor und sieht keine Probleme. Ich bin ja mal gespannt, was das Bildungsministerium jetzt daraus macht!
Immer wieder haben wir hier kritisiert, dass die Zahl der Plätze so gering ist. Immerhin bewerben sich – je nach Sparte – drei bis zehn Jugendliche auf einen verfügbaren Platz. Dass es dabei gelingt, benachteiligte Jugendliche besonders zu fördern, darf angezweifelt werden.
Flüchtlinge natürlich schon gar nicht. Immerhin hat der Bund jetzt 10.000 zusätzliche Plätze im Bundesfreiwilligendienst speziell für Flüchtlinge geschaffen, davon entfallen nach dem Königsteiner Schlüssel 300 auf Brandenburg. Ich bin ja mal gespannt, was uns Herr Minister Baaske jetzt darüber erzählt, wie weit die Verteilung dieser Plätze in Brandenburg gediehen ist. Der Landesjugendring möchte ein Modellprojekt initiieren, welches die Träger in die Lage versetzt, mit Flüchtlingen zu arbeiten. Brandenburg hat da ja wenig Erfahrung. Ich halte das für eine gute Idee.
Alle verfügbaren Hebel sollten wir dafür einsetzen, dass vor allem Jugendliche, mit und ohne Fluchterfahrungen, die Möglichkeit haben, sich umzugucken und sich auszuprobieren. Das befördert die Weltanschauungen aller Beteiligten.
Unser Antrag wurde abgelehnt.