- Es gilt das gesprochene Wort!
[Anrede]
Am 23. Mai wurden in der Staatskanzlei, wie jedes Jahr, besonders verdiente Lehrkräfte und Lehrkräfteteams mit dem Brandenburgischen Lehrerinnen- und Lehrerpreis geehrt. In den Lobreden auf die Nominierten wird immer wieder deutlich, was Lehrerinnen und Lehrer alles Herausragendes neben ihrer Kernaufgabe des Unterrichtens leisten. Wir haben ganz großartige Lehrerinnen und Lehrer, auf die können wir stolz sein!
Was auffiel: Oft wurden Lehrkräfte geehrt, die nicht nur die Curricula für den Einsatz digitaler Medien erarbeiten, sondern auch noch sämtliche Computer samt digitalem Netzwerk einer Schule warten.
Da fragen wir uns schon: Ist die IT-Administration eigentlich Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern? Wir meinen nein. Dafür brauchen wir spezialisierte Fachkräfte, wie wir das zu Recht auch in jeder Behörde erwarten. Stellen Sie sich mal vor, wir würden einen Ehrenamtspreis für Abgeordnete vergeben, die die Landtags-IT übernehmen!
Andere Lehrkräfte engagieren sich besonders für gelebte Inklusion oder für einen konflikt- und gewaltfreien Schulalltag. Beides gehört schon eher zu den erwartbaren Kernaufgaben von Lehrkräften. Aber auch hier gilt: Professionelle Unterstützung durch Dritte würde die Lehrkräfte entlasten.
Auch die schulorganisatorischen und Verwaltungsaufgaben sind nicht das, weshalb eine Lehrerin eine Lehrerin wird!
Und so weiter.
Was wir hier wollen, ist quasi die Multivitaminspritze für die Schulen. Die deutlich machen soll, wie wir uns Schule in Zukunft vorstellen.
Vor dem Hintergrund des anhaltenden Lehrkäftemangels, der Digitalisierung und der ständig wachsenden Erwartungen an die Schulen wünschen wir uns die Entlastung der Lehrkräfte durch zusätzliche Professionen einerseits, verbunden mit einem neuen multiprofessionellen Teamverständnis andererseits.
Wir fordern heute nicht zum ersten Mal Stellen für die Verwaltungsleitung nach Berliner oder niedersächsischem Vorbild, damit sich Schulleitungen wieder stärker den pädagogischen Leitungsaufgaben widmen können. Zur Umsetzung des Digitalpakts benötigen wir Fachkräfte für die IT- und Medienbetreuung, die sicherzustellen, dass die digitalen Endgeräte auch jederzeit zur Verfügung stehen und allen Datenschutz- und IT-Sicherheitsaspekten genügen. Wir wünschen uns eine sinnvoll aufeinander abgestimmte Versorgung der Schulen mit Schulsozialarbeiter*innen, Schulpsycholog*innen und Schulgesundheitsfachkräften, damit sie den Herausforderungen der Inklusion, der demokratischen Schule, der Konfliktbewältigung, und auch der Gesundheitsförderung besser gerecht werden können.
Diese zusätzlichen Fachkräfte sollen zusammen mit dem Kollegium, der Schulleitung, dem Sekretariat, den Hausmeistern und natürlich den Schülerinnen und Schülern multiprofessionelle Teams bilden.
In den Schulen findet längst mehr statt als Unterricht im Stundentakt. Schülerinnen und Schüler nutzen die schuleigene Mensa, bestenfalls mit Gemüse aus dem eigenen Schulgarten, sie machen Musik, spielen Theater, drehen Videos, erproben ein Handwerk, treiben Sport und engagieren sich z.B. für Klimaschutz, Geflüchtete und kommunale Verbände. Sie besuchen außerschulische Lernorte, kommunizieren in digitalen Netzwerken und nutzen Lernapps und Schulclouds. All das macht heute das Profil einer attraktiven Schule aus.
Hinter diesem neuen Verständnis von Schule stehen unterschiedliche Behörden und unterschiedliche Finanzierungssysteme. Wir wissen, dass die Zuständigkeit für die geforderten Stellen neben der Bildungsverwaltung auch bei kommunalen Schulträgern, bei der Jugendhilfe und weiteren Akteuren liegen. Deswegen wünschen wir uns auch eine behördenübergreifende Erarbeitung eines entsprechenden Konzeptes unter Einbindung der kommunalen Spitzenverbände.
Wir wissen, dass die Möglichkeiten des Landeshaushalts und der kommunalen Haushalte nur eine schrittweise Umsetzung eines solchen Konzeptes ermöglichen. In allen Haushaltsberatungen haben wir immer wieder vorgerechnet, wie wir uns auf den Weg machen könnten, um bildungspolitische Zielstellungen mit Begleit- und Unterstützungssystemen materiell und personell zu unterlegen.
Wenn Sie unseren Antrag gelesen haben, dann wissen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass wir weder ein fertiges Konzept verlangen, noch Fristen setzen. Wir wollen nur, dass die Landesregierung zusammen mit den kommunalen Spitzenverbänden einen Prozess initiiert, der irgendwann in ein solches Konzept mündet. Während wir Wahlkampf machen, könnte die Verwaltung schon mal diskutieren und rechnen. Für die Koalitionsverhandlungen werden wir das alle brauchen, ganz egal, wer sie führt. Wir sind uns doch einig, dass die Schulen diese Multivitamine brauchen und deren Verteilung nicht länger vom Zufallsengagement Ehrenamtlicher abhängen darf!
Der Antrag wurde abgelehnt.