- Es gilt das gesprochene Wort!
Anrede!
Wir reden hier von Neuland. In der Märkischen Oderzeitung vom 15. Januar 2014 war von Rainer Willer zu lesen. 2005 hat der Fürstenwalder Informatiklehrer angefangen: mit einem Informatik-Lehrbuch, komplett online, auf Basis der kostenlosen, weltweit genutzten Lernplattform Moodle. Rainer Willer ist Vorreiter für E-Learning – die Nutzung von Lernmethoden, die in Hochschule und Arbeitswelt mittlerweile längst selbstverständlich sind, in der Schule allerdings immer noch Neuland im besten Merkel'schen Sinne.
Beim Einsatz von E-Learning in der Schule muss unterschieden werden zwischen Einsatz digitaler Medien im Beisein der Lehrkräfte und dem sogenannten Distance-Learning, bei dem räumliche Distanzen zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern mittels Videokonferenzen überbrückt werden. Letzteres ist insbesondere im Grundschulbereich heikel, mit Älteren aber durchaus denkbar.
Wenn wir hier vorschlagen, E-Learning modellhaft zu erproben, dann hat das mehrere Gründe:
Erstens: Die rasante Entwicklung der neuen Medien hat Plattformen und Angebote hervorgebracht, auf denen Zusammenhänge erklärt werden und Wissen vermittelt, wovon die Schule sich eine satte Scheibe abschneiden könnte. Die Zukunft gehört schon lange nicht mehr denen, die in der Schule gelerntes Faktenwissen abspulen können, sondern denen, die im Stande sind, Erkenntnisse zu kombinieren und sich die entsprechenden fachlichen Hintergründe im Netz zu besorgen. Das muss die Schule vermitteln. Zudem könnte Unterricht abwechslungsreicher gestaltet werden und – das Thema von heute Nachmittag – auch für Unterrichtsvertretung gäbe es völlig neue Optionen. Rainer Willer z.B., so berichtet die MOZ, hebt immer wieder für ein, zwei Stunden die Präsenzpflicht auf und lässt die Schülerinnen und Schüler selbstständig Stoff abarbeiten und Aufgaben lösen. „Die Schüler fahren voll darauf ab“, sagt er. Auch für erkrankte Schüler_innen sei das eine prima Lösung: Sie können sich zu Hause über den Unterrichtsstoff informieren. Gleichzeitig betont er, es gehe nicht nur um die praktischen Erwägungen. E-Learning fördere auch die Selbstständigkeit, ermutige Kinder, nach neuen Wissensquellen zu suchen. Leider fährt dieser Zug an der Schule weitgehend vorbei. Es gibt manche Schulen, die sind nicht einmal internetfähig. Und es gibt Regionen in Brandenburg, die haben immer noch keine Breitbandversorgung. (Das wird wahrscheinlich das nächste Lied von Rainald Grebe.)
Zweitens greifen wir damit eine Empfehlung aus der Demografiekommission auf. Angesichts eines in den Brandenburger Randregionen bevorstehenden Geburtenrückgangs von bis zu 65 % im Jahr 2030 gegenüber heute stünde es uns gut an, auch mal über innovativere Schritte nachzudenken. Wir werden unser Schulsystem neu stricken müssen und dabei können wir manches heute schon nicht nur vorbereiten, sondern auch schon nutzen.
Brandenburgs Schulen sind in Sachen E-Learning bislang schlecht aufgestellt. Ein Leitfaden auf der Internetseite des LISUM ist acht Jahre alt und wurde eins zu eins aus Österreich übernommen. In Baden-Württemberg wird der Einsatz der E-Learning-Plattform Moodle an Grundschulen seit Jahren erprobt.
Rainer Willer in Fürstenwalde fühlt sich als Einzelkämpfer. „Es sei nun einmal so, dass viele Lehrer nicht bereit wären, sich mit 'Moodle' oder anderen Lernprogrammen zu beschäftigen“, zitiert ihn die MOZ. Deshalb sollte es die Aufgabe des MBJS sein, ihnen das schmackhaft zu machen: sich auf den Zug zu schwingen und Neuland zu erkunden.