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Marie Luise von Halem spricht zum Antrag der CDU-Fraktion „Differenzierten Hauptschulabschluss ermöglichen“

- Es gilt das gesprochene Wort!

[Anrede]

Dieser Antrag bringt ein Problem ins Plenum, dass wir alle sehen und lösen wollen. Allen Schüler*innen einen Abschluss zu ermöglichen, muss unser Anspruch sein. Ich glaube nur, dass wir verschiedene Wege und Instrumentarien oder sogar Wirkungsumgebungen im Kopf haben:

Die CDU hält am jetzigen Schulsystem fest und verortet solche differenzierten Abschlüsse ausschließlich an der Hauptschule. Wir hingegen sehen dies umfassender und würden uns auch differenzierte Abschlüsse für alle Schüler*innen wünschen. Die durchaus erfolgreiche Gymnasiastin kann schon mal in Sport nicht auf gymnasialem Niveau sein.

Gestern wurde der neue Rahmenlehrplan von der Bildungssenatorin Scheeres und dem Bildungsminister Baaske unterschrieben. Hierin werden durch die Einführung eines Kompetenzstufenmodells die Weichen gelegt, nicht nur Noten zu verteilen und Leistungsstände im Vergleich der Klasse abzubilden, sondern eine Rückmeldung zu geben, was es heißt in der bestimmten Klasse bestimmte Fähigkeiten zu besitzen. Ist man im Rahmen des Verlangten oder darunter oder darüber? Was bedeutet die 2 in Deutsch in der 8. Klasse? Was kann die Schülerin, wenn sie diese Note bekommt?

Genau darum geht es bei differenzierten Abschlüssen. Es werden die Kompetenzen erklärt.

Der neue Rahmenlehrplan legt auch ein weiteres Mosaiksteinchen für einen inklusiven Unterrichts. Genau dafür benötigen wir auch differenzierte Abschlüsse. Nur so können wir endlich Stigmatisierungen wie einen Förderschulabschluss loswerden. Da die Frage nach der Zensierung bei differenzierten Unterricht zu den größten Bedenken unter der Lehrerschaft bei der Diskussion um den Rahmenlehrplan gehörte, hätte ich mir gewünscht, dass wir in dieser Frage auf etwas weiter gewesen wären, bevor der Rahmenlehrplan unterzeichnet wurde.

Schade, dass Frau Blechinger nicht mehr hier ist. Nun würden wir zu etwas kommen, was sie immer gefordert hat: Nämlich, dass aus Ausschussreisen auch etwas erfolgen muss. Die Finnen, bei denen der Bildungsausschuss 2012 war, haben bereits sehr erfolgreich differenzierte Abschlüsse. Hier markiert ein Sternchen, wenn die Note nicht die Kompetenz der Schulstufe und Klassenstufe entspricht und stellt die Fähigkeiten dann erläuternd dar.

Der größte Knackpunkt ist die Absprache in der KMK. Das ist uns bewusst. Hier etwas zu bewegen, braucht Zeit und Durchhaltevermögen. Deshalb ist es umso ermutigender, dass nun alle demokratischen Parteien einen differenzierten (Hauptschul-)Abschluss ermöglichen wollen. Darauf lässt sich aufbauen.

Wir stimmen der Überweisung in den Ausschuss zu, weil wir einen viel weiteren Wirkungshorizont bei den differenzierten Abschlüssen wollen als die CDU. Ohne Überweisung und Diskussion im Ausschuss wäre unsere Zustimmung mehr als fraglich gewesen.