- Es gilt das gesprochene Wort!
[Anrede]
Musik – ist Unterricht für die Ohren. Musik macht wohl nicht wirklich schlau, wie man das lange geglaubt hat. Aber Musik stärkt die Koordinations- und Aufnahmefähigkeit und – wie auch in der Großen Anfrage erwähnt wird – stärkt soziale Kompetenzen, Selbständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Insbesondere leistungsschwache Schülerinnen und Schüler könnten sich in kulturellen Bildungsprojekten – Musik gehört da ja auch dazu – ganz anders bewähren, heißt es.
Dieser soziale Aspekt ist uns Bündnisgrünen hier besonders wichtig und es ist erfreulich, dass die begleitende Evaluation von ‚Klasse:Musik’ und ‚Klingender Kita’ diese Ergebnisse zu Tage fördert, und auch, dass die Landesregierung sich ermuntert fühlt, diese Programme fortzusetzen.
Noch wichtiger ist aber der Musikunterricht in den Schulen, denn der erreicht alle – zumindest sollte er das. Die Realität weicht davon leider ab: An 5% der Schulen in öffentlicher Trägerschaft ist keine für das Fach Musik ausgebildete Lehrkraft tätig und in immerhin 17% der Klassen von 1-10 wurde der Musikunterricht nicht durch eine Fachlehrkraft unterichtet (S.9)! Und das sind ja nur die theoretischen Zahlen, der planmäßige Stand – Unterrichtsausfall ist nicht eingerechnet.
Im Folgenden legt das Ministerium dar, dass es eine 100%ige Abdeckung des Musikunterrichtes mit Fachlehrer_innen nicht geben könne: Nicht die Anzahl der Fachlehrer sei das Problem, sondern die räumliche Verteilung. Insbesondere an Grundschulen sei das schwierig, wegen der geringen Stundenzahl pro Schule und der oft langen Fahrzeit zwischen den Schulen. – Das heißt dann aber im Klartext, dass der Anteil des fachfremd erteilten Unterrichtes in den Grundschulen wahrscheinlich erheblich größer ist als 17%! Das ist erschreckend: Wir wissen doch, wie wichtig gerade die ersten Lebensjahre sind! Was hier als Grundstein nicht gelegt wird, ist in der Pubertät auch mit Fachunterricht nicht nachzuholen.
Musik auf erhöhtem Anforderungsniveau gibt es an 11 Schulen: davon 3 in Potsdam, die anderen in Bad Belzig, Brandenburg, Erkner, Falkensee, Neuruppin und Zeuthen. Lediglich eine Schule in CB, die dem berlin-fernen Raum zugeordnet werden kann.
‚Klasse Musik’: seit 2009/10 in 167 Klassen (an 66 Schulen) durchgeführt – bei ca 7.500 Klassen landesweit auch keine Glanznummer.
Klingende Kitas: sind nur 17 Kitas landesweit.
Hervorgehoben wird: ‚Chancengleichheit zur Talententwicklung wird breite Basis gegeben.’ Soweit die Theorie, gut und richtig. – Aber angesichts der hier vorgetragenen Daten ist die Basis zur Chancengleichheit ganz schön schmal. Man mus schon denken an das Gebot auf George Orwells Farm der Tiere: ‚Alle Tiere sind gleich. Aber manche sind gleicher.“
Organisation und Durchführung der staatlichen Lehrkräftefortbildung: Ja, die gibt es. Leider liegen keine landesweiten Auswertungen zu Anmeldezahlen vor. Schade.
Und um noch ein bisschen besser beurteilen zu können, wie viel musikalische Bildung denn welche Kinder wirklich erreicht, wäre ein Blick in die Musikschulen natürlich hilfreich. Das ist aber nicht nachgefragt, liegt ja auch in der Hand der Kommunen.
Bei der Beantwortung unserer Großen Anfrage zu kultureller Bildung lag das Bild von den Blumen in der Wüste nahe: großartige und bunte Blumen sind überall angelegt und könnten erblühen, gäbe es nur ein bisschen Regen. Hier sieht es ähnlich aus: Der Regen fällt nur fleckchenweise, die Chancengleichheit ist mancherorts gleicher als anderswo.