- Es gilt das gesprochene Wort!
Anrede!
Wir unterstützen das Anliegen, die 8 Attikaskulpturen von den abgerissenen Potsdamer Stadtschlossfassaden zurück zu erhalten. Sie wurden 1966 von den Staatlichen Schlössern und Gärten Potsdam-Sanssouci als Dauerleihgabe für die Attiken der Seitenflügel der nach dem 2. Weltkrieg wiederaufgebauten Humboldt-Universität ausgeliehen.
Wir sehen gleichzeitig, dass beide Seiten durchaus berechtigte Argumente vorbringen. Auch wenn wir das leidenschaftliche Engagement vieler Bürger für die Rückführung der Figuren zu schätzen wissen, sollten wir in der Suche nach einer einvernehmlichen Lösung rücksichtsvoll miteinander vorgehen. Der Begriff Beutekunst ist in der öffentlichen Debatte über die Figuren sicher fehl am Platz.
Die Leihgabe der nach Abriss des Stadtschlosses heimatlos gewordenen Attikafiguren an die Humboldt-Universität war damals eine pragmatische und gute Entscheidung. Die Figuren wurden restauriert und fanden eine sinnvolle Verwendung. Die konservatorischen Bedingungen in Potsdam waren zu der Zeit schlecht.
Ich habe durchaus Verständnis für die Position des Berliner Amtes für Denkmalpflege, das den Status Quo für erhaltenswert hält. Die Humboldt-Universität wurde 1992 ausdrücklich mit diesen Skulpturen unter Schutz gestellt. Aus Sicht der Berliner Denkmalpfleger entstammen sie dem gleichen kunsthistorischen Umfeld. Zudem habe die politische Entscheidung, die historische Mitte Berlins – nach dem Abriss des Berliner Schlosses – zu sanieren, hohe Bedeutung.
Gleichwohl hat sich durch den Neubau des Landtages in der historischen Mitte von Potsdam eine neue Situation ergeben, mit der das Berliner Prinzip, Ortsveränderungen nach 1945 zu akzeptieren und jeweils Kopien an den eigentlichen, historischen Standorten einzusetzen, in Frage gestellt wird.
Der Berliner Position steht das Konzept des Potsdamer Landtagsneubaus gegenüber, der ein moderner Bau mit historisierender Fassade ist, in dem historische Bauteile und Überreste des ehemaligen Stadtschlosses eingesetzt und nach dem Konzept des Architekten absichtlich nicht auf „neu“ restauriert wurden: Sie stellen die Verbindung zur Geschichte her. Mit den Berliner Skulpturen könnten die Fassaden zum Alten Markt und die Außenfassaden der Seitenflügel weitgehend mit Originalbildwerken bestückt werden.
Käme die Rückgabe nicht zustande, würden unschöne Lücken auf den Fassaden des Landtages bestehen bleiben, ausgerechnet dort, wo der Schmuck fast vollständig sein könnte.
Wir erkennen das breite bürgerschaftliche Engagement für die historische Rekonstruktion des Potsdamer Stadtschlosses an. Es wurde im Grundsatzbeschluss des Landtages zum Landtagsneubau vom Mai 2005 berücksichtigt, als festgeschrieben wurde, die aufwendigen Teile der Attika und den vielgestaltigen Fassadenschmuck über Spenden zu realisieren.
Für die Restaurierung der Originale gibt es mit dem Verein Potsdamer Stadtschloss einen engagierten Partner, der bereits erfolgreich das notwendige Geld für die Restaurierung dreier Figuren aus dem Depot der Stiftung Schlösser und Gärten gesammelt hat. Sie sollen noch vor der Sommerpause auf dem Dach platziert werden. Auch Prof. Kulka hat ja bereits öffentlich seine Unterstützung für die Rückführung der Figuren auf das Landtagsschloss kundgetan.
Womöglich kann bei der Kompromisssuche das Angebot der Stiftung helfen, die zwölf Marmorskulpturen, die ursprünglich aus dem Berliner Stadtschloss stammen und bis vor kurzem im Potsdamer Neuen Palais standen, an Berlin zurückzugeben.
Mit der angestrebten Rückkehr der Figuren nach Potsdam sind die Fragen zu klären, wie in Berlin mit den finanziellen und gestalterischen Konsequenzen einer Rückgabe umgegangen werden kann. Wir halten es für realistisch, dass hierfür länderübergreifend eine einvernehmliche Lösung gefunden werden kann. Schließlich verhandeln hier zwei Bundesländer um Figuren, die der Schlösserstiftung gehören, die wiederum von beiden Ländern getragen wird.