- Es gilt das gesprochene Wort!
[Anrede]
Wenn man im Internet ein bisschen nach Kunst am Bau sucht, dann kann man auf ein Beispiel stoßen, das mir besonders gefallen hat: Der Siegerentwurf für den neuen Amtssitz der Bundespolizei in Aachen. Der Berliner Künstler Pfelder hat Graffitis für die Eingangshalle des historischen Gebäudes entworfen, auf denen das Wort „Deutschland“ in den Sprachen der Nachbarländer zu lesen ist, zusammen mit den Begriffen „Recht“ und „Ort“. Dazu zwei Sitzbänke mit der Aufschrift „Aufenthaltsgenehmigung“. Die Jury votierte einstimmig mit Ja. (Tagesspiegel, 21.6.2014)
Großartig: Kunst am Bau soll ja nicht nur Dekor sein. Kunst am Bau soll die Funktion eines Gebäudes reflektieren, ästhetisch kontrastieren und intellektuell animieren, wie der Tagesspiegel so schön schreibt (ebda.). Kunst am Bau kann das Spannungsfeld von Staat und Gesellschaft illustrieren und so auch ein Beitrag zur demokratischen Kultur sein: Der Jury zu erlauben, einen völlig anderen Blick auf das Bauwerk zu werfen, als es der Bauherr tut – und damit Meinungsvielfalt aushalten. Selbstironie gehört ja oft zu den angenehmsten Zeichen von Größe!
Im Aachener Amtssitz der Bundespolizei hatte man dann übrigens doch nicht so viel Sinn für Selbstironie – das eingangs genannte Kunstwerk wurde dort doch nicht umgesetzt, wohl aber in ähnlicher Form bei der Bundespolizeidirektion in Sankt Augustin. Auch gut!
Danke an SPD und Linke für diesen Antrag, dem wir natürlich zustimmen.
In zweierlei Hinsicht allerdings gebe ich Ihnen unseren Wunsch nach mehr Partizipation mit: Bei der Überarbeitung der Richtlinie könnte auch die Brandenburgische Architektenkammer einbezogen werden und in der Richtlinie selbst ein Weg formuliert werden, bei größeren Bauvorhaben auch die Öffentlichkeit zu Wort kommen zu lassen.
Und dann bin ich mal gespannt, ob und wieviel eine neue Richtlinie bewirken wird.