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Marie Luise von Halem spricht zu unserem Antrag „Schulleitungen entlasten – mehr Zeit für die pädagogische Leistung und ein besseres Schulklima“

>> Unser Antrag: Schulleitungen entlasten – mehr Zeit für die pädagogische Leitung und ein besseres Schulklima (pdf-Datei)

- Es gilt das gesprochene Wort!

[Anrede]

„Ein Heer von Schafen, das von einem Löwen geführt wird, schlägt ein Heer von Löwen, an dessen Spitze ein Schaf steht“, sagt ein arabisches Sprichwort. Natürlich sind unsere Schulleiterinnen und Schulleiter alle Löwen, aber wir legen ihnen dicke Ketten um die Füße. Immer häufiger klagen sie über die enorme Belastung durch Verwaltungsaufgaben. Vor lauter Statistiken, Protokollen, Prozessdokumentationen, Fahranträgen, Inventuren, Brandschutzauflagen, Hygienplänen, Vertretungsregelungen, Ganztagsbudgetverwaltung und IT-Betreuung bleibt viel zu wenig Zeit für das, was eigentlich pädagogisch wichtig ist: Teamarbeit und Teamfortbildungen, Elternarbeit, Betreuung der Referendar*innen und der Seiteneinsteiger*innen, Schulprogrammgestaltung, Unterrichtsbegleitung und Anwerbung neuer Lehrpersonen.

Gleichzeitig zeigen immer mehr Studien, wie wichtig die Schulleitung für das Schulklima und das Engagement der Lehrkräfte ist. In Zeiten von Lehrkräftemangel und großen Veränderungen im Beruf der Lehrerinnen und Lehrer, braucht es Schulleitungen, die genügend Zeit und Kraft haben, sich um ihre pädagogischen Leitungsaufgaben zu kümmern. Es ist ein Gewinn für die Schule, wenn sie sich, angeleitet durch die Schulleitung, ein eigenständiges Profil, eine Willkommenskultur für neue Lehrkräfte und ein attraktives Schulklima schafft. So gelingt auch die Anwerbung von benötigten Lehrkräften besser und schneller.

Wir wollen mit unserem Antrag den Schulleitungen mehr Zeit für pädagogische Aufgaben geben und haben dazu einige Vorschläge unterbreitet.

In Berlin und Niedersachen werden Schulleitungen bestimmter Schulen durch Verwaltungsleitungen zusätzlich unterstützt. Diese übernehmen die Vor- und Nachbereitungen von Antragsverfahren bei der Beschaffung, begleiten Bauverfahren und Antragsverfahren zum Bildungs- und Teilhabepaket, verwalten schuleigene Budgets und sind Vorgesetzte des sonstigen Personals an der Schule. Auch z.B. durch die Erledigung der schulischen Dokumentationsaufgaben werden die Schulleitungen nachhaltig entlastet und können verstärkt in die pädagogische Leitung und die Außendarstellung der Schule Zeit investieren. Diese Entlastung von Schulleitungen darf keinesfalls eine zusätzliche Unterrichtsverpflichtung nach sich ziehen.

Alternativ könnte zur Entlastung von Schulleitungen auch das Schulleitungsteam vergrößert werden. Durch Aufstiegsämter oder (wie ich finde, noch besser:) Zulagen ließen sich hier die nötigen Anreize setzen.

Das Modellprojekt MoSeS ist sehr positiv evaluiert und bewertet worden. Trotz der Verwaltungsvorschrift „Dienstvorgesetztenaufgaben-Übertragung“, die die Vorteile des Modellprojektes übernehmen sollte, findet selbstständige Schule in Brandenburg kaum statt. Wir wollen noch einmal überlegen, was die Attraktivität und die Gestaltungsfunktion von Schulleitungen verbessern könnte.

Vielleicht lässt sich ja durch unseren Antrag auch ein weiteres Problem zu mindestens reduzieren: Knapp sieben Prozent der 744 Schulleiterposten in Brandenburg sind unbesetzt. Zudem dauert es meist viel zu lange, Personal für vakante Stellen zu finden – im Durchschnitt ein Jahr.

Unser Antrag ist ein Baustein für mehr Unterrichtsqualität an Schulen – gerade in Zeiten, in denen es zunehmend schwierig ist, gute Lehrerinnen und Lehrer zu finden.

Dass Sie ihn jetzt - entgegen der ersten Aussage – doch nicht in den Ausschuss überweisen wollen, damit wir dort beraten, wie wir unsere Löwen wieder richtig stark machen, weil ja jetzt die Landesregierung ein Konzept zur Steigerung der Atttraktivität des öffentlichen Dienstes schreiben soll, das finde ich schon ziemlich arrogant. Zumal zu befürchten ist, dass unsere Ideen damit den gleichen Weg gehen wie die der Demografiekommission im MBJS, die sie ja auch für unnötig halten, weil es ja jetzt eine neue Enquetekommission ‚Ländliche Räume’ gibt. Als würde niemand merken, dass Sie damit nur die Probleme auf die lange Bank schieben.

Unser Antrag wurde abgelehnt.