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Petra Budke spricht zum Antrag "Landesstrategie zur Beruflichen Orientierung"

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Abgeordnete, liebe Zuschauende,

„Was willst Du denn mal werden, wenn du groß bist?“

Wie oft habe ich diese Frage beantwortet, als ich klein war. Und wie oft habe ich sie auch schon selber Kindern gestellt.

Wissen Sie noch, was Ihr erster Berufswunsch war? Ich weiß es noch ziemlich genau, werde aber hier nur so viel verraten: Es war nicht Lehrerin und auch nicht Politikerin, hatte aber durchaus damit zu tun, die Welt zu verbessern!

Was glauben Sie, was Kinder heute antworten, wenn man sie nach ihren Traumberufen fragt?

Tatsächlich konzentrieren sich die Berufswünsche von Kindern auf einige wenige Berufe. Das zeigt zum Beispiel eine Hamburger Untersuchung von „Forschung und Wissen“ aus dem Jahr 2018. Am beliebtesten sind unter Mädchen Tierärztin, Lehrerin oder Ärztin. Unter Jungen Polizist, Pilot, Feuerwehrmann.

Häufig genannt werden von Mädchen auch Prinzessin, Schauspielerin und Sängerin und von Jungen Fußballer, Astronaut und Feuerwehrmann.

Das ändert sich auch überraschend wenig, wenn die Befragten älter werden. Es verschieben sich lediglich die Prozentzahlen.

Nur die Prinzessin fällt irgendwann weg und wird durch „Model“ oder „Youtuberin“ ersetzt.

Leider offenbart die Befragung auch, dass bei der Berufsfindung immer noch viel zu häufig alte Rollenklischees bedient werden: Mädchen wollen helfen und Gutes tun, Jungen suchen das Abenteuer oder hüten das Gesetz.

Berufswünsche von Kindern werden selten Realität. Andernfalls wäre jede fünfte Brandenburgerin Tierärztin und jeder fünfte Brandenburger Polizist.

Die Berufswelt ist bunt, vielfältig und in ständigem Wandel. Über den vielerorts vorhandenen Fachkräftemangel haben wir gestern in der Aktuellen Stunde ausführlich debattiert. Mehr Attraktivität in handwerklichen oder sozialen Berufen, angefangen von der Bezahlung in der Ausbildung bis hin zu Angeboten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sind hier dringend notwendig.

Das Leben in Kita und Schule ist von der Berufswelt ziemlich weit entfernt. Umso schwieriger wird es, die richtige Entscheidung zu treffen.

Und umso notwendiger ist es, Kinder und Jugendlich möglichst früh mit der Berufswelt in Kontakt zu bringen. Nicht nur in Ober- und Gesamtschulen, sondern auch in Gymnasien muss das eine viel größere Rolle spielen. Eine gute Unterstützung bei der Berufsfindung hilft auch mit, die Zahl der Abbrüche in Ausbildung oder Studium zu verringern.

Wir fordern daher die Landesregierung auf, die Landesstrategie zur Berufs- und Studienorientierung von 2016 zu überarbeiten und unter dem Titel „Landesstrategie zur Beruflichen Orientierung“ neu aufzulegen. In den Prozess sind alle relevanten Akteure einzubeziehen: die Bundesagentur für Arbeit, die Jugendberufsagenturen, die Kammern, die Verbände, die regionalen Betriebe und das „Netzwerk Zukunft“.

Denn auch wenn sich im 21. Jahrhundert das Berufsleben sicherlich rasant verändern wird, so bleibt doch eins wichtig: Zufriedenheit im Beruf ist eine wichtige Voraussetzung für ein gelingendes Leben!