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Rede im Landtag: Staatsvertrag Lehrerbildung - Bundesweite Strategie gegen den Lehrkräftemangel!

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Bildungsinteressierte,

der akute Lehrkräftemangel ist eine wahre Tragödie für den gesamten Bildungsstandort Deutschlands. Alle Bundesländer, auch Brandenburg, haben die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkannt und zu spät umgesteuert beim Aufbau zusätzlicher Studienplätze für die Lehrkräfteausbildung. Das gilt auch für die antragsstellende Linksfraktion.

Der Wechsel geburtenstarker Jahrgänge in den Ruhestand und die Geburtenentwicklung, die Geflüchtetenzahlen 2015/16, und auch Pläne für Inklusion und Ganztag wären berechenbare Faktoren gewesen, Studienplatzkapazitäten rechtzeitig anzupassen.

Die zusätzlichen Schüler*innen aus der Ukraine waren nicht vorhersehbar, müssen aber auch beim Lehrkräftebedarf berücksichtigt werden.

Aber offensichtlich sind die Länder bisher ihrer Selbstverpflichtung, ausreichend Lehrkräfte für den eigenen Bedarf auszubilden, nicht nachgekommen. So macht der Antrag für einen bundesweiten Staatsvertrag für Lehrerbildung Sinn.

Deswegen hat auch die Koalition im Nachbarland Berlin ihre Bildungssenatorin und amtierende KMK-Präsidentin mit einem ähnlichen Beschluss aufgefordert, einen solchen Staatsvertrag zur Lehrkräftebildung zu initiieren.

Wir haben auch hier in Brandenburg unsere Hausaufgaben zu machen. Ja, wir starten ab Herbst 2024 als letztes Bundesland eine Berufsschullehrkräfteausbildung an der Uni Potsdam. Und ja, wir etablieren an der BTU am Standort Senftenberg im Turbotempo einen neuen Standort zur Grundschullehrkräfteausbildung. Aber wir wissen auch, diese Maßnahmen allein reichen nicht.

Denn von den auf 1096 aufgestockten Erstsemesterplätzen für das Lehramt in Potsdam blieben 2022 mehr als ein Viertel wie schon im Vorjahr unbesetzt.

Und viele Studierende brechen das Studium ab. Der Bedarf für Neueinstellungen übersteigt die Potsdamer Masterabschlusszahlen um ein Vielfaches. Selbst Seiteneinsteiger*innen fehlen. Leidtragende sind vor allem die Kinder im Primarbereich, an den Oberschulen und Förderschulen.

Wir brauchen also Maßnahmen, um Studierende zu werben und zu halten: mehr Praxisnähe, mehr duale Elemente, mehr Vermittlung von Wissen in Pädagogik, Psychologie, Didaktik, Methodik und Inklusion statt überzogener fachwissenschaftlicher Anforderungen, die zum Abbruch des Studiums führen. Hier ist auch die KMK gefragt, denn sie setzt den Rahmen für die Leistungsanforderungen.

Viel Stoff für Diskussionen, deswegen werden wir den Antrag zur weiteren Beratung in die Fachausschüsse überweisen.

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Staatsvertrag Lehrerbildung - Bundesweite Strategie gegen den Lehrkräftemangel!" (TOP 12 der 84. Plenarsitzung)