- Es gilt das gesprochene Wort! -
Am 2. Juni dieses Jahres hatte meine Fraktion den Antrag „Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern" in den Landtag eingebracht und die Zertifizierung der Landesverwaltung durch das „audit beruf und familie" gefordert. Zu unserem Antrag gab es den Entschließungsantrag der SPD-Fraktion und der Fraktion DIE LINKE, der unter dem Titel „Familienfreundliche Landesverwaltung" den jetzt vorliegenden Bericht anforderte.
Nun habe ich innerhalb des letzten Jahres gelernt, dass Anträge, die zu gut sind, um sie gleich in die Tonne zu klopfen oder die einen politisch falschen Absender haben, durch Entschließungsanträge erst einmal neutralisiert werden.
So hatte ich mir auch wenig Hoffnung gemacht, dass aus dem Entschließungsantrag mit Prüfauftrag und Berichterstattungspflicht etwas Zukunftsweisendes herauskommt. Aber, ich muss sagen, ich bin positiv überrascht worden:
Unter Federführung des MASF, welches ja den von uns gewünschten Zertifizierungsprozess mehrfach durchlaufen hat, wurde ein wirklich substantieller Bericht mit Darstellung des Erreichten und gezielten Handlungsoptionen für die Zukunft vorgelegt. Ausdrücklich begrüße ich die Erweiterung des Blickwinkels auf die drei Felder 1. Vereinbarkeit von Beruf und Elternschaft, 2. Vereinbarkeit von Beruf und Pflege/Betreuung und 3. Vereinbarkeit von Beruf und bürgerschaftlichem Engagement. Dieses Anforderungsprofil ergibt sich aus dem demographischen Wandel und der personalpolitischen Betrachtung des Arbeitnehmers in seiner jeweiligen Lebensphase. Auch im Auditierungsverfahren der berufundfamilie gGmbH hat sich der Focus von der reinen Betrachtung der Eltern-Kind-Problematik hin zu einer lebensphasenorientierten Personalpolitik erweitert, die zunehmend auch die Gesundheit und die Belange älterer Beschäftigter ins Blickfeld nimmt. Diese Erweiterung des Begriffs „Familienfreundlichkeit" findet unsere ausdrückliche Unterstützung. Ebenso ist es richtig, dass die Themenfelder Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Gleichstellung, altersgerechte Personalpolitik und Gesundheitsförderung zahlreiche Schnittmengen bieten und es sinnvoll ist, sie beim Personalmanagement gemeinsam zu betrachten.
Der 200-seitige Bericht betrachtet die Ministerien und nachgeordneten Behörden in acht Handlungsfeldern, die wiederum weitgehend identisch sind mit den acht Handlungsfeldern des audit. Das Gesundheitsmanagement wurde in das Feld Arbeitsorganisation einbezogen. Gefallen hat mit auch, dass eine positive Fehlerkultur und ein Konfliktmanagement besonders hervorgehoben werden.
Unsere Fraktion bedankt sich für den ausführlichen und instruktiven Bericht. Wir haben unser Anliegen, alle Verwaltungen zu auditieren, nicht durchsetzen können. Wir nehmen aber erfreut zur Kenntnis, dass unter Führung der bereits zertifizierten Behörden viele dieser Ideen auch in anderen Verwaltungen angekommen sind. Nicht weniges wurde bereits umgesetzt, die geplanten Maßnahmen gehen in die richtige Richtung und das Bewusstsein für Familienfreundlichkeit und lebensphasenorientierte Personalpolitik ist zweifelsohne vorhanden. Wir hoffen auf intensiven Erfahrungsaustausch unter den Behörden, dass die einen von den Erkenntnissen der anderen profitieren und auf die erfolgreiche Umsetzung der geplanten Maßnahmen. Im Bericht selber klingt die Befürchtung an, dass Papier geduldig ist. Möge nicht viel Papier besonders geduldig sein!