- Es gilt das gesprochene Wort !
Anrede!
2012 wurde von der EU-Kommission zum „Europäischen Jahr für das aktive Altern" ausgerufen. Es soll als Höhepunkt zahlreicher Programme und Maßnahmen zum „aktiven Altern" im Zeitraum 2011-2014 angesehen werden. Damit reagiert auch die EU auf den demografischen Wandel, der sich u.a. darin äußert, dass ab 2012 in Europa die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter abzunehmen beginnt. Das Jahr soll zur Schaffung von mehr Beschäftigung und besseren Arbeitsbedingungen für die zunehmende Zahl Älterer beitragen, ihnen helfen, eine aktive Rolle in der Gesellschaft zu spielen und ein gesundes Altern fördern. Dass die EU den Beschäftigungsaspekt in den Vordergrund rückt, hat auch mit der dringend erforderlichen Bekämpfung der Altersarmut zu tun: 2008 waren 19% der über 65-jährigen in der EU von Armut bedroht.
Das vorliegende seniorenpolitische Maßnahmenprogramm greift das europäische Motto auf: „Aktiv altern in Brandenburg." Das ist nicht nur politisch sinnvoll, vielleicht erhöht es auch die Finanzierungschancen aus den europäischen Strukturfonds über die jetzige Förderperiode hinaus. Die sechs Schwerpunkte des Maßnahmepakets werden bis 2014 durch Fortschreibung und Weiterentwicklung dialogisch und partnerschaftlich mit vielen Akteuren der Landes- und Kommunalebene – wie z. B. Verbände und Unternehmen, Ministerien und nicht zuletzt mit SeniorInnen bearbeitet. Die entsprechenden Regionalkonferenzen sind in Vorbereitung.
Die Landesregierung schränkt zu Recht selbst ein: (Zitat) „Das Land kann und will neue Ansätze nur modellhaft fördern und an ausgewählten Punkten einen Beitrag zur Infrastruktur der Seniorenpolitik leisten. Einen Erfolg kann das Maßnahmenpaket nur erreichen, wenn es gelingt, ein solidarisches Miteinander der Generationen zu gestalten." Von daher weisen die einzelnen Maßnahmen sinnvollerweise einen Bezug zum Familienpolitischen Programm - und da auch in Brandenburg die größere Gruppe der Menschen über 65 Jahre Frauen sind – einen Bezug zum Gleichstellungspoltischen Rahmenprogramm auf .
In den Punkten „Öffentliche Wahrnehmung", „Wohnen und Mobilität" sowie „Engagement" zeigt das Maßnahmenpaket einen erfreulichen Ideenreichtum und viele interessante Projekte. Schauen wir uns aber analog zur Schwerpunktsetzung auf europäischer Ebene den Punkt „Arbeit" an, so kommt Enttäuschung auf! Trotz der immensen Bedeutung der Hebung der Erwerbsquote Älterer zur Prophylaxe der Altersarmut und zur Milderung unseres Fachkräfteproblems finden sich im entsprechenden Kapitel nur 3 Maßnahmen!
Gefördert wird die Innopunkt – Initiative „Ältere – Erfahrung trifft Herausforderung", die darauf abzielt, die Beschäftigungschancen älterer Erwerbspersonen zu erhöhen. Dafür werden seit 2008 bis zum 9.12.2011 2,8 Mio. ESF und Landesmittel bereitgestellt. Älteren Erwerbslosen soll die Beschäftigungsfähigkeit durch praxisbezogene Lernarrangements an Hochschulen verbessert werden. Dieses Projekt lief insgesamt nur 3 Jahre und wird im Dezember 2011 enden. Nachhaltig ist das nicht!
Der zweite Punkt ist das „Lebenslange Lernen zur Qualifizierung von Ingenieuren und Technikern" . Es handelt sich um eine zweijährige Weiterbildungsmaßnahmen, die ebenfalls Ende des Jahres ausläuft. Das Maßnahmenpaket ist kaum verabschiedet, da gehen den Maßnahmen zur Arbeitsförderung schon die Luft aus! Gute Politik muss nicht immer Millionen verschlingen, aber ein Maßnahmepaket, dass bei Inkrafttreten schon nicht mehr finanziert ist – schließlich soll es ja bis 2014 gehen – bleibt doch sehr im Vagen!
Die Maßnahme Nr. 19, die Innopunkt Initiative „Beruf, Familie, Pflegen, Neue Vereinbarkeitslösungen für Brandenburg" läuft immerhin drei Jahre bis zum September 2013.
Der verschämte Hinweis auf altersübergreifende Maßnahmen wie den „Bildungscheck" zeigt, dass bei der Arbeitförderung für Ältere noch mindestens drei Schippen zuzulegen sind.
Insgesamt halten wir das seniorenpolitische Maßnahmenpaket aber für einen guten Aufschlag. Das aktive Altern wird Thema bleiben und an Bedeutung gewinnen!