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Rede im Landtag: Wirkungsvolle Maßnahmen zur Bewältigung der Fachkräftekrise in der Kindertagesbetreuung umsetzen!

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuschauende,

Selbstverständlich macht der Fachkräftemangel auch vor den Kitas nicht halt. Alles andere wäre auch eine große Überraschung. Allein durch die Verbesserungen der Personalschlüssel werden bis 2025 jedes Jahr ca. 500 Erzieher*innen zusätzlich benötigt. Ich betone: zusätzlich!

Diese Koalition hat in ihrer Regierungszeit erhebliche Anstrengungen für Qualitätsverbesserungen in den Kitas geleistet. Über die Erleichterungen bei der Beitragsfreiheit und zwei weitere beitragsfreie Jahre will ich hier gar nicht reden.

Ich muss es nochmal sagen: Die sogenannten Personalschlüssel wurden schon 2020 für Drei bis Sechsjährige von 1:11 auf 1:10 verändert. Dadurch wurden ca. 700 zusätzliche Erzieher*innen benötigt. Nun werden in drei Schritten die Betreuungsschlüssel von 1:5 auf 1:4 verbessert. Das heißt, dafür benötigen wir weitere 1.470 Erzieherinnen. Wir werden also sozusagen, ein bisschen „Opfer unseres eigenen Erfolgs.“

Die Linken machen in ihrem Antrag zahlreihe Vorschläge für Maßnahmen zur Bewältigung der Fachkräftekrise. Im Kern geht es aber wohl darum, die neue Verordnung des MBJS zur Anrechnung von Ergänzungskräften mit 20 % auf die Personalverordnung, außer Kraft zu setzen.

Ich glaube niemand hier ist besonders begeistert von der neuen Verordnung. Sie hat allerdings auch Gründe. In den Kitas werden die Ergänzungskräfte dringend benötigt, damit die Arbeitsbelastung für Fachkräfte nicht noch höher wird, Kitas den Betreuungsumfang nicht reduzieren müssen oder Gruppen schließen.

Und sie bietet auch Vorteile. Sie öffnet Kitas für multiprofessionelle Teams, indem sie viele akademische Ausbildungen als Fachkräfte anerkennt: Musik-, Theater-, Kunst- oder Sportpädagoginnen, Kindheitspädagoginnen, Sprachheilpädoginnen und viele andere mehr.

Machen wir uns nichts vor. Wir alle wissen, dass auch jetzt schon Ergänzungskräfte in den Kitas tätig sind. Allerdings musste bisher für jede Kraft eine extra Genehmigung eingeholt werden. In Zukunft werden klare Kriterien angelegt, wer als Ergänzungskraft zählt und wer nicht. Die Anerkennungsverfahren werden entbürokratisiert. Und sie sollen immerhin ein Qualifizierungsprogramm von 300 Stunden durchlaufen.

Sicherlich, liebe Linke, müssen wir auch eine Fachkräfteoffensive starten und die Erzieher*innenausbildung reformieren. Der Besuch von Erzieherfachschulen in freier Trägerschaft muss kostenfrei werden. Wir müssen eine Ausbildungsvergütung einführen.

Kein Zweifel: Viele weitere Verbesserungen im Kitabereich sind noch auf der Agenda. Wir brauchen weiter große Anstrengungen, um den Beruf attraktiver zu machen, damit Fachkräfte dem Beruf nicht den Rücken kehren. Leider geht das alles nicht von heute auf morgen.

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Wirkungsvolle Maßnahmen zur Bewältigung der Fachkräftekrise in der Kindertagesbetreuung umsetzen!" (TOP 12 der 93. Plenarsitzung)