(Nr. 155) Anlässlich der Beratung des Ausschusses für Infrastruktur und Landwirtschaft des Brandenburger Landtages am Donnerstag über den Umgang mit der umstrittenen Agro-Gentechnik fordert die agrarpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Fraktion Sabine Niels erneut, die Aufnahme Brandenburgs in das Europäische Netzwerk gentechnikfreier Regionen anzustreben.
„Die Landesregierung soll sich dafür einsetzen, dass Brandenburg in das Europäische Netzwerk gentechnikfreier Regionen aufgenommen wird", sagte Niels. Das bedeute, dass in Brandenburg keine gentechnisch veränderten Pflanzen zu Futter- und Lebensmitteln verarbeitet werden. Die Mitgliedschaft kann den Absatz brandenburgischer Agrarprodukte befördern. Das Aushängeschild "Europäisches Netzwerk gentechnikfreier Regionen" ist ein Standortvorteil. Insbesondere nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes zu gentechnisch verunreinigten Honig, hätten Brandenburger Erzeugnisse dadurch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf dem europäischen Markt.
Kritik übte Niels am „Pro-Gentech-Kurs" der rot-roten Koalition: „ Ohne Not wollen SPD und Linkspartei jetzt der Gen-Forschung die Türen öffnen". Medienberichten zufolge will die Regierungsfraktion Freilandversuche und Gen-Experimente auf märkischen Boden unterstützen. Entsetzt ist die Grünenpolitikerin insbesondere über den Kurs der Linkspartei, die sich noch 2007 für traditionelle Züchtung und Forschung und gegen die Agro-Gentechnologie engagierte.
„Die Menschen wollen keine gentechnisch veränderten Produkte konsumieren", so die Agrarexpertin. Umfragen belegen dies immer wieder. Ein Signal gegen die Befürwortung der Gentechnologie setzt ebenso die am nächsten Mittwoch im Bundestag zu erörternde Petition gegen Agro-Gentechnik in Deutschland . Im Frühjahr 2011 hatten mehr als 100.000 Menschen eine Petition unterzeichnet, in der die Bundesregierung aufgefordert wird, sich für einen Zulassungsstopp von Genstech-Pflanzen auf EU-Ebene einzusetzen. Angesichts der vehementen Ablehnung der Agro-Gentechnik in der Bevölkerung bezeichnete die Grünenpolitikerin die Aufnahme in das Netzwerk als „längst überfällig".
Das "Europäische Netzwerk gentechnikfreier Regionen" wurde im Jahr 2003 gegründet. Ihm gehören derzeit 53 europäische Regionen an. Darunter sind zahlreiche italienische und französische Regionen wie die Toskana beziehungsweise die Bourgogne, die Bretagne und die Normandie, aber auch das deutsche Bundesland Thüringen oder österreichische Bundesländer wie Kärnten, Niederösterreich und die Steiermark. Ziel des Netzwerkes ist es, den Ruf und die Akzeptanz der Produkte aus heimischer Landwirtschaft zu schützen.