(Nr. 95) Die hochschulpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, MARIE LUISE VON HALEM, hat Gedankenspiele im brandenburgischen Wissenschaftsministerium zur Einführung einer abgemilderten Form von Studiengebühren kritisiert. „Das ins Gespräch gebrachte Studienkontenmodell wäre ein Einstieg ins gebührenfinanzierte Studium. Dieses lehne ich strikt ab. Das Erststudium muss frei von Gebühren jeglicher Art bleiben. Wer einmal mit Gebühren anfängt, riskiert den Dammbruch", sagte sie. MARIE LUISE VON HALEM verwies darauf, dass Rheinland-Pfalz, wo das Studienkontenmodell an den Hochschulen angewandt wird, dieses bald abschaffen werde.
„Dass das Erststudium gebührenfrei bleibt, ist auch eine Frage der Bildungsgerechtigkeit", sagte sie. In Brandenburg studierten 83 Prozent der Kinder aus Akademikerhaushalten, jedoch nur 23 Prozent der Kinder aus Nicht-Akademikerhaushalten. „Diese Schere muss geschlossen werden. Sie darf sich nicht weiter öffnen." Gebühren würden die Hürden, sich nach der Hochschulreife für ein Studium zu entscheiden, jedoch erhöhen. Einer Studie zufolge wirken Studiengebühren auf Ostdeutsche, junge Frauen und junge Menschen aus Haushalten mit geringem Einkommen besonders abschreckend. Auch die Fürsprecher eine teilweise durch Gebühren finanzierten Studiums würden Ursachen für lange Studienzeiten verkennen. Dazu zähle unter anderem der Umstand, dass 54 Prozent der Studierenden in Brandenburg offenkundig darauf angewiesen sind, in der Vorlesungszeit zu arbeiten, aber auch teils mangelhafte Studienbedingungen an den Hochschulen.
„Man löst die Probleme im Hochschulbereich nicht dadurch, dass man Geld fürs Studieren verlangt.", sagte MARIE LUISE VON HALEM. Notwendig sei, dass die rot-rote Koalition die Versprechen ihres Koalitionsvertrages umsetze, indem sie Bildung Priorität einräume und Haushaltsmittel entsprechend gewichte. „Die angekündigten Kürzungen im Wissenschaftsministerium von 27 Millionen Euro sprechen jedoch eine andere Sprache."
Das Studienkontenmodell war vom geschäftsführenden Leiter der Universität Potsdam ins Gespräch gebracht worden. Das Wissenschaftsministerium zeigte sich Medienberichten zufolge diesem Vorschlag gegenüber aufgeschlossen. „Diese Bewertung ist auch vor dem Hintergrund erstaunlich, dass es im Koalitionsvertrag von SPD und Linker heißt 'Studiengebühren wird es mit unserer Koalition nicht geben´", sagte MARIE LUISE VON HALEM.