(Nr. 121) Der infrastrukturpolitische Sprecher der bündnisgrünen Landtagsfraktion, MICHAEL JUNGCLAUS, informierte sich in dieser Woche bei einer Besichtigung der Betriebsstätte Grünau über die Werkstattkapazitäten und den Wartungsstand der S-Bahnflotte, die Achillesfersen der S-Bahn GmbH und Verursacher der Krisen der letzten Winter.
„Die Erfahrungen mit der S-Bahn – als Politiker, aber auch als Kunde – in den letzten Wintern zeigten mir überdeutlich: Die strukturellen Probleme der S-Bahn GmbH können nicht während des Winterchaos', sondern nur jetzt gelöst werden. Deshalb möchte ich mir vor Ort einen Eindruck über die Fortschritte und Lösungsansätze der S-Bahn GmbH verschaffen“, sagte MICHAEL JUNGCLAUS.
Peter Buchner, Sprecher der Geschäftsführung der S-Bahn Berlin GmbH, berichtete dem Abgeordneten bei einem Betriebsrundgang von der Vielzahl der vorhandenen Probleme sowie über die Fülle von Maßnahmen und Anstrengungen, welche das Unternehmen derzeit unternimmt, um dauerhaft einen Normalbetrieb zu gewährleisten.
Bei JUNGCLAUS wurden die Sorgen vor erneuten Einschränkungen im kommenden Winter jedoch nicht vollständig aus dem Weg geräumt. Die Verkettung von jahrelangen Fehlern im Management, massiven konstruktiven Mängeln in allen Baureihen, die derzeit auf der Schiene sind, sowie fehlenden Werkstattkapazitäten stellt seiner Auffassung nach eine nicht zu bewältigende Herausforderung für das Unternehmen dar. Die S-Bahn suche zwar auch externe Unterstützung. Die Fahrzeuge der Berliner S-Bahn seien jedoch so „exotisch“ dass es trotz europaweiter Ausschreibungen nicht gelungen sei, ausreichende Kapazitäten für alle notwendigen Arbeiten zu bekommen.
Die Hauptursache an der Fehlentwicklung sieht JUNGCLAUS vor allem bei den in der Vergangenheit völlig überzogenen Renditeerwartungen des Mutterkonzerns „Deutsche Bahn“. Aber auch die Brandenburger Landesregierung trifft eine Verantwortung. „Eine ernstzunehmende Bedrohung für den chronisch unterfinanzierten Schienennahverkehr in Brandenburg ist der Verlust von öffentlichen Mitteln für den ÖPNV - durch die Zweckentfremdung durch das Verkehrsministerium“, so MICHAEL JUNGCLAUS. Das Verkehrsministerium hatte beispielsweise aufgrund der Krise bei der S-Bahn GmbH im vergangenen Jahr S-Bahnmittel einbehalten und diese dann zweckfremd umgenutzt.
Hoffnungen auf einen tatsächlich reibungslosen und vom Wetter unabhängigen Betrieb wurden bei dem Treffen in Grünau auf die Inbetriebnahme einer möglichen neuen Fahrzeugflotte verschoben. „Bis zum Jahr 2017 können die Kundinnen und Kunden aber nicht warten. Deshalb müssen bis dahin alle Alternativen ausgereizt werden, wie beispielsweise die Ergänzung durch Regionalzüge“, mahnt JUNGCLAUS.