Seit März 2009, seit mehr als zwei Jahren, ist die UN-Behindertenrechtskonvention geltendes Recht in Deutschland. Alle Bundesländer haben sich verpflichtet, ihr Bildungssystem so umzubauen, dass es allen eine gemeinsame Bildung ermöglicht, mit angemessener individueller Förderung, von der Kita bis zur Berufsausbildung. Die bislang praktizierte Integration von Menschen mit Behinderungen reicht nicht. Wir wollen nicht eine außenstehende Gruppe 'integrieren', sondern von klein auf alle Menschen mitnehmen. Es hat sich gezeigt, dass Kinder mit speziellem Förderbedarf in Regelschulen bessere Ergebnisse erzielen und ein größerer Anteil von ihnen einen qualifizierten Schulabschluss erreicht. Gleichzeitig erzielen Kinder ohne speziellen Förderbedarf in einer inklusiven Schule und entsprechend individualisiertem Unterricht genauso gute Lernerfolge und erheblich bessere soziale Kompetenzen.
So viel zur Theorie. Mit der Umsetzung in die Praxis lassen sich die meisten Bundesländer Zeit, Brandenburg ganz besonders.
Angekündigt ...
Nachdem das Thema vorher kaum je Erwähnung fand, nahm Bildungsministerin Martina Münch sich seiner mit Beginn ihrer Amtszeit an. Im Frühjahr 2011 verkündete sie, ab dem Schuljahr 2013/14 keine neuen Klassen mehr in den Förderschulen für Lernen, Sprache und emotionale und soziale Entwicklung bilden und diese Schulen bis 2019 gänzlich schließen zu wollen. Dieser vollmundigen Ankündigung folgten keine Taten: Wie das Personal an den künftig inklusiven Schulen einzusetzen sei, wie Lehrkräfte fortgebildet würden und mit welcher Unterstützung für erforderliche Umbauten gerechnet werden könne – mit all diesen und noch viel mehr Fragen wurden die Beteiligten alleine gelassen. Kein Wunder, dass viel Verunsicherung die Folge war.
Unsere Fraktion wünscht sich im Interesse aller Kinder eine Schule, die alle gleichermaßen individuell fördert und in der sie gemeinsam lernen. Es wäre an der Zeit, endlich auch in Brandenburg mutige Schritte zu gehen und unser Bildungssystem für die Inklusion fit zu machen. Wir wollen uns auf den Weg machen, behutsam und zusammen mit allen Beteiligten.
... und zurückgenommen
Leider hat die Ministerin offensichtlich Angst vor der eigenen Courage: Erst packt sie die Umsetzung nicht an und dann nimmt sie das angekündigte Schließungsjahr 2019 zurück. Statt konkreter Schritte gibt es Gesprächsrunden. Inklusion wird in Brandenburg wieder auf die lange Bank geschoben.