Im Wörterbuch hat das ,Landei' keinen Eintrag. Die Finnen finden ohne Probleme LehrerInnen für ländliche Regionen, dort hat das Landleben offensichtlich ein anderes Image. Uns fehlen sie, die Landeier, nicht nur im Wörterbuch. Nach Berechnungen des Bildungsministeriums brauchen wir jährlich rund 775 neue Lehrkräfte.
Aber nur 450 machen an unseren Hochschulen ihren Abschluss. Werden junge Lehrkräfte aus anderen Ländern zu uns kommen und die Lücke füllen? Und wie begeistern wir sie für die ländlichen Regionen? Das wird nicht einfach, denn auch in Berlin und anderen Bundesländern liegt der Bedarf deutlich über den Ausbildungszahlen.
Ländlichen Regionen fehlen Lehrkräfte
Eine Studie der Kultusministerkonferenz attestiert bundesweit Unterversorgung – es fehlen mehrere tausend Lehrkräfte. Aber nicht nur die Anzahl ist wichtig, sondern auch Fächerkombinationen und Schulformen: Brandenburg braucht in den nächsten Jahren vor allem LehrerInnen für Primar- und Sekundarstufe I, aber die meisten Studierenden wählen Lehramt für das Gymnasium. Dieses Dilemma trifft die strukturschwachen Gebiete am heftigsten. Brandenburg nimmt in diesem Konkurrenzkampf – auch wegen des niedrigen Einstiegsgehaltes – keinen Spitzenplatz ein. Umgekehrt hängt die Attraktivität berlinferner Regionen für Unternehmen in hohem Maße vom Schulangebot vor Ort ab. Gute Arbeitskräfte wollen gute Schulen für ihre Kinder.
Landschulen müssen attraktiv werden
Die Landesregierung verkennt den Ernst der Lage: Die sichere Versorgung des ländlichen Raums mit Lehrkräften ist weder ein Selbstläufer noch zum Nulltarif zu haben. Um einen Eindruck davon zu bekommen, an welchen Stellschrauben überhaupt zu drehen wäre, haben wir beim Leibniz-Institut für Regionalplanung in Erkner (IRS) die Studie „Möglichkeiten für eine ausreichende Versorgung mit Lehrkräften in Schulen peripherisierter Regionen Brandenburgs“ in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse zeigen, wie das Land, die Kommunen und Einzelschulen ihre Attraktivität für JunglehrerInnen erhöhen können. Das Land könnte zum Beispiel Schulen mehr Selbständigkeit und bessere Beteiligung an der Personalauswahl gewähren. Kommunen könnten Lehrkräfte besser willkommen heißen und sie offensiver ins gesellschaftliche Leben einbeziehen oder bei Wohnungs- bzw. Arbeitsplatzsuche für den/die PartnerIn unterstützen. Den Schulen wird vorgeschlagen, ihre Attraktivität durch ein klares Profil zu erhöhen sowie Willkommenskultur und kollegialen Austausch zu intensivieren.
Unser Antrag, die Vorschläge der IRSStudie zu einem Modellprojekt zu bündeln, fand keine Mehrheit im Landtag. Sie werden dennoch in die politische Praxis der nächsten Jahre Eingang finden. Die drei angesprochenen Ebenen werden sich künftig besser vernetzen und – vielleicht im Rahmen kommunaler Bildungslandschaften – gemeinsame Strategien zur LehrerInnengewinnung entwickeln. Das gilt für Stadthasen wie für Landeier.