Zu wenig Obst und Rohkost, viel zu viel Fleisch, ein Angebot, das meistens nicht die grundlegenden Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) erfüllt – bei der Essenversorgung unserer Kita-Kinder liegt etliches im Argen. Durch Änderungen des brandenburgischen Kitagesetzes will die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine ausgewogenere und gesündere Ernährung in den Kindertagesstätten erreichen.
Die Fraktion will dafür drei Hebel in Bewegung setzen: In dem im Kitagesetz definierten Ziel einer gesunden Ernährung und Versorgung soll der DGE-Standard aufgenommen werden. Zudem soll das Mitspracherecht der Eltern über die Essenversorgung in den Kindertagesstätten-Ausschüssen der jeweiligen Kitas gestärkt werden. Diese setzten sich aus ElternvertreterInnen, MitarbeiterInnen und VertreterInnen der Kita-Träger zusammen. Zudem sollen die Aufwendungen für das Mittagessen nicht mehr getrennt als Essensbeitrag in Rechnung gestellt, sondern stattdessen über die Betriebskosten abgerechnet werden. Diese werden jetzt schon sozial gestaffelt auf die Eltern umgelegt.
„Mit dem Sodexo-Skandal um an Schulkantinen und Kitas ausgelieferte verdorbene Tiefkühlerdbeeren vor drei Jahren ist der Öffentlichkeit schlagartig klar geworden, wie schlecht es um die Qualität des Essens in vielen Kitas und Schulen bestellt ist. Seitdem ist einiges geschehen, grundlegend geändert hat sich aber nichts“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, MARIE LUISE VON HALEM. „Unser Ziel ist ein gesundes, qualitätsvolles, ausgewogenes und unter Beachtung der DGE-Empfehlungen zusammengestelltes Mittagessen in den Kitas. Gutes Essen ist für Kindergartenkinder eine wichtige Grundlage für eine altersgerechte Entwicklung.“
„Die Entscheidung über die gewünschte Versorgung muss mit bei den Eltern liegen. Wenn es auf Wunsch der Eltern zu Mehrausgaben und folglich zu einer höheren finanziellen Beteiligung kommt, ist diese einkommensabhängig zu staffeln. Das Bewusstsein für eine qualitätsvolle, gesunde und abwechslungsreiche Ernährung kann nur gemeinsam mit den Eltern erhöht werden.“ Ihr Ziel sei eine Verbesserung des Kitaessens, umsetzen müssten dies Eltern, Kommunen, freie Träger und das Land Brandenburg gemeinsam, sagte MARIE LUISE VON HALEM.
Nach dem Sodexo-Skandal von 2012 durchgeführte Studien, wie beispielsweise die Hamburger Studie „Beurteilung der Kosten- und Preisstrukturen (...) in der Schulverpflegung“ von Arens-Azevedo, haben ergeben, dass man mit einem durchschnittlichen Kostensatz von 2 Euro keine warme Mahlzeit nach DGE-Standard kochen kann. Mittlerweile geht man bei großen Abnahmemengen von mindestens 3 Euro, bei kleineren Abnahmemengen bis 5 Euro pro Portion aus. Studien der Bertelsmann-Stiftung (Juni 2014) und der Verbraucherzentrale Brandenburg (Dezember 2014) bestätigten die mangelhafte Versorgung: Den Kita-Kindern wird zu viel Fleisch, zu wenig Obst und Gemüse und insgesamt zu wenige Mahlzeiten angeboten. Das Essen wird selten frisch zubereitet und ist zu wenig ausgewogen im Sinne der DGE-Standards.
Fakten aus den beiden genannten Studien:
Bertelsmann, 2014
- den DGE-Standard erfüllen nur 30 Prozent der deutschen Kitas;
- es fehlt an hauswirtschaftlicher Fachkompetenz sowie an adäquater Küchenausstattung und Speiseräumen;
- nur zwölf Prozent der Kitas reichen den Kindern genügend Obst, lediglich 19 Prozent ausreichend häufig Salat oder Rohkost. Fisch steht ebenfalls zu selten auf dem Speiseplan. Fleisch hingegen bieten drei Viertel der Kitas zu häufig an;
- deutschlandweit lassen zwei von drei Kitas das Mittagessen anliefern. Aber nur jeder zehnte Caterer, der eine Kita beliefert, bietet speziell an den Bedarfen von Kindern ausgerichtete Mittagessen an.
Verbraucherzentrale Brandenburg 2014
- in 43 % der Kitas gibt es neben dem Mittagessen noch zwei bis drei Zwischenmahlzeiten (Empfehlung 5 Mahlzeiten)
- ein Verpflegungskonzept haben nur 17,3% der Kitas
- zwei Drittel der Einrichtungen ohne Fachpersonal für Verpflegungsbereich
- 29,9% der Kitas nutzen gar keine Empfehlungen zur Orientierung
- nur knapp jede zehnte Kita (9,2%) und jeder vierte Essenanbieter (27,2%) hat eine Zertifizierung für das Verpflegungsangebot
nur jeder Zwanzigste legt Wert auf besonders preiswertes Essen