Wir wissen, dass fast alle 1- bis 6-jährigen Kinder in den rund 1.800 Kitas des Landes betreut werden können und welche Angebote zur frühkindlichen Bildung dort bestehen. Aber wie es um die pädagogische Qualität der Betreuung steht, ist kaum bekannt. Laut Bildungsbericht Berlin-Brandenburg 2013 kommen die Kreise und kreisfreien Städte sehr unterschiedlich ihrer Verpflichtung nach, die Kita-Qualität zu sichern und weiter zu entwickeln. Unsere Fraktion schlägt der Landesregierung deshalb ein Qualitätsmonitoring durch externe Fachleute vor, um Kitas besser helfen zu können.
Wir sprachen dazu mit Prof. Wolfgang Tietze, Leiter der aktuellen Nubbek-Studie (Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit).
Wie kommen wir zu einer qualitativ besseren Kita?
W. Tietze: Wir brauchen neben vielen innovativen Ansätzen und Projekten, die es erfreulicherweise im Land gibt, ein systematisches und flächendeckendes Qualitätsentwicklungsprogramm – jenseits der politischen Mehrheiten. Ich würde mir wünschen, dass es zu einem parteiübergreifenden „runden Tisch“ im Hinblick auf den qualitativen Ausbau des Früherziehungssystems in Brandenburg käme, um den erforderlichen fachpolitischen Konsens und Druck zu erzeugen. Brandenburg hat im Vergleich zu den meisten anderen Bundesländern Nachholbedarf bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen wie Gruppengrößen und Personalschlüssel.
Wie viele Kinder sollten in einer Gruppe sein?
W. Tietze: In Gruppen mit Kindern unter einem Jahr sollte eine Erzieherin zuständig sein für nicht mehr als 3 oder 4 Kinder. Bei den 1- bis 3-Jährigen ist ein Personalschlüssel von 1:5 oder 1:6, bei den 3- bis 6-Jährigen ein solcher von 1:8 vernünftig.
Das erfüllt momentan aber keine öffentliche Kita.
W. Tietze: Wir müssen die Rahmenbedingungen mittelfristig verbessern. Dazu gehört nicht nur mehr Personal, sondern auch besser ausgebildetes Personal, ebenso die systematische Fortbildung der Erzieherinnen und Erzieher. Es reicht nicht, immer mal zu einem Fortbildungswochenende zu fahren und danach wieder auf eine Realität in der Kita zu stoßen, die es häufig nicht erlaubt, das Gelernte umzusetzen. Gut wäre eine Im-Haus-Qualifizierung des gesamten Teams. Und wir brauchen auch eine Verbesserung des Stützsystems bei den Trägern, z. B. durch verbesserte und dichtere Fachberatung der einzelnen Einrichtungen.
Das vollständige Interview von Simone Schmollack mit Wolfgang Tietze ist in unserer Broschüre „Was ist eine gute Kita“ nachzulesen. Was eine gute Kita (aus)macht, diskutieren Prof. Tietze und die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Marie Luise von Halem mit Erzieher_innen, Kitaleiter_innen und (Groß)Eltern auf mehreren öffentlichen Veranstaltungen im Land. Die Termine finden Sie hier.