Britta Stark, seit 2014 im Amt, ist Brandenburgs erste weibliche Landtagspräsidentin. Die SPD-Abgeordnete hat mit uns über ihre Arbeit und das Thema Frauenrechte gesprochen.
Man spricht im Zusammenhang mit Führungspositionen, wie Sie eine innehaben, von einer „gläsernen Decke“. Haben Sie diese in Brandenburg wahrgenommen?
Ich habe sie, ehrlich gesagt, persönlich nicht zu spüren bekommen. 1989, als 25-Jährige, wurde ich Mitglied der SPD, gleich darauf deren Vorsitzende in Frankfurt (Oder) und hatte seitdem verschiedene Führungspositionen inne. Ich weiß aber, dass die Chancen, die ich ergreifen konnte, sich nicht allen Frauen bieten – ob in der Wirtschaft oder der Politik.
Welche Initiativen haben Sie in Ihrer Präsidentschaft angestoßen, welche Akzente wollen Sie setzen?
Jugend und Demokratie, Europa, Frauen – das sind meine Schwerpunkte. Der Landtag hat sich seit 2014 mehr für die Bürgerinnen und Bürger geöffnet, hat viele Jugendprojekte ins Leben gerufen und den Internationalen Frauentag ins Haus geholt: Am 8. März wird hier ordentlich debattiert und auch gefeiert! Die Geschäftsordnung des Landtages ist nun geschlechtergerecht formuliert. Und jedes Jahr setze ich im November mit den frauenpolitischen Sprecherinnen der Fraktionen mit der Flaggenhissung zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen im Innenhof des Landtages ein deutlich sichtbares Zeichen – ebenso wie am Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie: Da weht die Regenbogenfahne neben der deutschen und europäischen Flagge.
Viele Menschen vertreten die Auffassung, Frauen hätten schon alles erreicht. Sehen Sie das genauso?
Seit Frauen vor 100 Jahren das Wahlrecht für sich erkämpften, haben wir sehr viel in Sachen
Gleichberechtigung und Chancengleichheit erreicht. Dennoch stecken heute z. B. noch zu viele Frauen unfreiwillig in Teilzeitjobs und zu wenige gelangen in Führungspositionen. Die #Metoo-Debatte zeigt, dass es weiterhin Machtgefälle zwischen Männern und Frauen gibt und diese schamlos ausgenutzt werden können. Der Anteil weiblicher Landtagsabgeordneter in Brandenburg ist leicht zurückgegangen, es sind gut 36 Prozent. Aber nicht einmal jedes zehnte Rathaus im Land wird von einer Frau geführt, es gibt gerade mal eine Landrätin! Da ist noch Luft nach oben. Aber auch das Erreichte müssen wir verteidigen. Emanzipation
und Selbstbestimmtheit sind angesichts eines von Rechtspopulisten propagierten rückschrittlichen Frauenbilds keine für immer gesetzten Selbstverständlichkeiten.
Was sind für Sie drängende Fragen der Gleichberechtigung im Jahr 2018?
Über einen verpflichtenden Frauenanteil auf Wahllisten – Stichwort Paritätsgesetz – könnte man diskutieren. Wir müssen Frauen aber auch ganz lebenspraktisch ermöglichen, diese Rechte in Anspruch zu nehmen. Ein Beispiel: Die Landtagsverwaltung ist jetzt mit dem Audit berufundfamilie zertifiziert und arbeitet daran, dass unsere Beschäftigten Familie und Beruf und vielleicht auch weiteres Engagement besser miteinander vereinbaren können.