Brandenburg gilt als Land der agrarischen Großbetriebe. Aber über 60 Prozent der landwirtschaftsbetriebe drängen auf vier Prozent der Landwirtschaftlichen Nutzfläche, während die größten zehn Prozent fast 70 Prozent des Landes beackern. Diese Flächenkonzentration ist kein Ergebnis naturräumlicher Umstände, sondern Folge bewusster Politik (Bodenreform, Zwangskollektivierung) in SBZ und DDR. Nach 1989 wurden die Großstrukturen in allen Ost-Ländern politisch abgesichert: Fehlerhafte LPG-Umwandlungen wurden mit großer Nachsicht behandelt, Wiedereinrichter unzureichend abgefunden, Neusiedlererben das Bodenreformland ihrer Eltern vom Staat entwunden. Agrar-Flächen aus Händen der BVVG gingen bevorzugt an die Großen.
Nun feiert die LINKE Größe als Erfolg. Aber warum erreicht die Uckermark mit guten Böden und den zugleich größten Betrieben nur rund die Hälfte der Wertschöpfung pro Hektar des Streusandbüchsen-Landkreises Potsdam-Mittelmark und schafft die relativ wenigsten Arbeitsplätze im Land? Jeder soll von seiner Hände Arbeit leben können. Aber in welchen Taschen landen die rund 360 Millionen Euro Flächenprämien? Bei den abhängig Beschäftigten in der ostdeutschen Landwirtschaft mit durchschnittlich 1772 Euro Bruttolohn 2010 jedenfalls nicht.
Dagegen explodieren seit Jahren die Bodenpreise in Ostdeutschland. Natürlich stecken dahinter Gewinnerwartungen. Preistreiber sind aber nicht die Bodenverkäufe der BVVG. Investoren wie KTG-agrar oder Steinhoff halten sich mit solch Kleinvieh gar nicht erst auf. Das Einfallstor für Landgrabbing ist ein anderes: Viele frühere LPG wurden nach 1990 in GmbHs umgewandelt und können nun von Kapitalanlegern problemlos übernommen werden.
Zudem haben sich viele eingetragene Genossenschaften (eG) meilenweit vom Leitbild des bäuerlichen Mehrfamilienbetriebes entfernt. Die Zahl der aktiven Genossen ist so weit geschrumpft, dass Umwandlung und nachfolgender Verkauf sich den verbliebenen Genossen als beste Möglichkeit zur individuellen Alterssicherung geradezu aufdrängen.
Zwar fordert Brandenburgs Minister Vogelsänger: »Grund und Boden darf nicht zum Spielball für Spekulanten werden, die mit Landwirtschaft nichts am Hut haben«, aber die von ihm und der Linkspartei verteidigte Subventionspraxis fördert Konzentration und Ausverkauf unserer Landwirtschaft. Wir Grüne haben dies als erste beklagt und gemeinsam mit dem Bauernbund Konzepte dagegen entwickelt: Degression, Kappung, Ortsansässigkeit, Flächenbegrenzung bei BVVG-Verkäufen. Davon könnten auch »echte« Genossenschaften profitieren. Doch die LINKE scheut unsere Vorschläge wie der Teufel das Weihwasser. Dabei müsste das Monopoly im Agrar-Sektor vor allem linke Kräfte auf den Plan rufen.
Wir wollen weder Großbetriebe schlecht noch Kleinbetriebe schön reden. Uns geht es um Alternativen, die marktkonform und subventionsarm sind: Wir wollen ein positives Leitbild für eine umweltverträgliche Landwirtschaft, die auf regionale Wertschöpfung statt auf den Weltmarkt setzt und mit neuen Einkommensquellen im ländlichen Raum den demografischen Wandel aktiv begleitet.
Dieser Artikel erschien als Gastbeitrag neues deutschland am 13. Oktober 2012.