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Ceci n’est pas un château. Schriftzug am Landtag Foto: Fraktion

FSJ bei uns – ein Erfahrungsbericht

Hallo ihr Lieben, ich heiße Charlotte und arbeite mittlerweile seit einem halben Jahr für die bündnisgrüne Fraktion im Brandenburger Landtag.

Um mir einen umfassenden Einblick in parlamentarische Arbeit zu ermöglichen, hat sich meine Einsatzstelle dazu entschieden, mir im Laufe des Jahres unterschiedliche Stationen anzubieten, an denen ich arbeiten kann. Zunächst war ich einen Monat in der Geschäftsstelle, habe an allen möglichen Sitzungen teilgenommen, ein Grundverständnis für die Arbeitsabläufe und Zusammenhänge der verschiedenen Gremien entwickelt und auch schon einige eigene Projekte übernommen wie die Erarbeitung einer Beschlussvorlage für Geschlechtergerechte Sprache. Zeit um anzukommen ist alleine schon deswegen wichtig, um nach ein paar Wochen zumindest zu verstehen, wofür die ganzen Abkürzungen stehen: Mein Favorit ist nach wie vor montags die dreistündige „FraVoSi-ViKo“…

Porträt von Charlotte Kruppa vorm Brandenburger Landtag. Foto: Charlotte Kruppa
Charlotte vorm Brandenburger Landtag. Wichtig für sie: das, was im Hintergrund steht!

Für die letzten fünf Monate war ich Teil des Team Medien, also Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Zu meinen regulären Aufgaben gehörte unter anderem die Artikel für unseren Newsletter zu schreiben, Fachgespräche mit breiten Themen wie Alleenschutz oder Polizeibeauftragte*r zu betreuen, Abgeordneten vor Veranstaltungen inhaltlich zuzuarbeiten, Pressemitteilungen und Reden während des Plenums online zu stellen, gelegentlich die Beobachtung von Pressekonferenzen der anderen Fraktionen und dem Fraktionsvorstand davon zu berichten (klingt nach Spionagearbeit, machen aber alle) und vieles mehr. Manchmal fallen auch Großprojekte an, wo Unterstützung immer gern gesehen ist: in meinem Fall der Relaunch unserer neuen Website.

Anfang letzter Woche hat meine Zeit im Wahlkreisbüro begonnen. Ich freue mich schon darauf, in direkter Zusammenarbeit mit Ricarda (unsere Abgeordnete für Klimaschutz und Strukturwandel in der Lausitz) mehr fachliche Arbeit zu übernehmen, an Ausschüssen teilzunehmen und inhaltlich tiefer in die Themen einzusteigen!

Zusammengefasst kann man sagen, dass in der Politik viel auf Zuruf funktioniert und aus neuen Projekten immer auch neue Aufgaben entstehen, die man dann spontan übernehmen muss. Dabei ist man jedoch nie allein! Kommunikation wird bei der bündnisgrünen Fraktion wirklich großgeschrieben und egal, ob im HomeOffice oder Büro: du hast regelmäßige Sitzungen mit deinem Team und stehst im regen Austausch mit deinen Kolleg*innen per Telefon und Signal, sodass Fragen zeitnah geklärt werden und Unterstützung nie weit weg ist. Und das funktioniert tatsächlich so gut, dass es keinen Unterschied macht, ob das Ganze coronabedingt digital stattfindet oder man einmal über den Flur rufen muss.

Du kannst dich mit deinen Ideen immer einbringen – ganz egal, ob in der Fraktionssitzung mit allen Abgeordneten, Mitarbeitenden und Minister*innen oder nur zu zweit beim Mittagsessen. „Besondere Fähigkeiten“ als Kategorie, die man braucht, um gut mit und für die Fraktion zu arbeiten, sehe ich eher kritisch. Ich selbst kenne mich zum Beispiel gar nicht mit Social Media aus, schreibe dafür sehr gerne. Wie an der obigen Aufzählung meiner Aufgaben unschwer zu erkennen ist, wurde das bei meinen regelmäßigen Aufgaben wie selbstverständlich berücksichtigt. Ich durfte Artikel schreiben, dafür haben meine Kolleg*innen Videodrehs, Twitter, Instagram und Co. übernommen. Natürlich habe ich ab und zu mal ausgeholfen, aber individuelle Stärken und Vorlieben werden auf jeden Fall berücksichtigt: Das wird bei dir auch nicht anders sein! Viel wichtiger ist es, dass man aufmerksam, offen und begeisterungsfähig ist.

Politisches Engagement ist vielseitig und insbesondere der demokratische Prozess hin zu tatsächlichen Veränderungen stellenweise sehr zermürbend. Umso gewinnbringender ist es, unmittelbar zu sehen, was die Abgeordneten und Mitarbeitenden der Fraktion tagtäglich leisten, um in Brandenburg etwas zu bewegen.

Ich bin nach meinem halben Jahr im Landtag überzeugter als zuvor, dass parlamentarische Arbeit nicht die Welt verändern kann. Aber sie kann die Welt stückchenweise besser machen.

Und ich bin froh, dieses Jahr ein Teil davon sein zu können.