Die rot-gelben Züge der S-Bahn gehören zum Stadtbild Berlins wie das Brandenburger Tor und der Fernsehturm. Mit diesem Spruch wirbt die S-Bahn auf ihrer Webseite. Leider gehören zum Berliner Stadtbild seit einiger Zeit auch in der Kälte vergeblich auf Züge wartende Fahrgäste, überfüllte Waggons und um Ausreden ringende Bahnvertreter.
Deutsche Bahn: Teil des Problems
Die Deutsche Bahn AG hat aus dem S-Bahnchaos offenkundig nichts gelernt. Ihr Auftreten bei diversen Anhörungen und Erörterungsgesprächen in den letzten Wochen war empörend. Das bundeseigene Verkehrsunternehmen tut so, als sei es für den desaströsen Zustand seines Tochterunternehmens S-Bahn nicht verantwortlich und versucht, anderen den schwarzen Peter zuzuschieben: Das Wetter sei schuld, die Zulieferer, die Schneeräumfahrzeuge…
Eigene Fehler werden nicht erkannt, womit das Bahnmanagement selbst Teil des Problems ist. Denn der erste Schritt zur Problemlösung wäre die Erkenntnis des eigenen Versagens. Und die DB hat versagt: Sie hat im Einklang mit der Bundesregierung die S-Bahn mit völlig überzogenen Renditeforderungen jahrelang geschröpft, um für den geplanten Börsengang attraktiver zu erscheinen. Personal, Werkstätten und Fuhrpark der S-Bahn blieben dabei auf der Strecke. Diese verfehlte Verkehrspolitik müssen die S-Bahn-Kunden ausbaden, besonders in den brandenburgischen Kommunen, die zeitweise komplett von der S-Bahn abgeschnitten waren. Statt eine Antwort auf die Frage zu geben, wie und wann das Problem gelöst werden kann, flüchtet das Management in technische Details, garniert mit hübschen Bildern nicht-funktionierender Technik.
S-Bahnvertrag endlich kündigen
Bisher ist es den Landesregierungen in Brandenburg und Berlin nicht gelungen, die S-Bahn zu spürbaren oder gar nachhaltigen Verbesserungen zu bewegen. Sie agieren wie zahnlose Tiger. Einen Zahn haben sie sich selbst gezogen, als sie sich durch Zugeständnisse seitens der S-Bahn von einer Ausschreibung für 2013 abbringen ließen. Es gibt wahrlich ein klägliches Bild ab, wenn Minister Vogelsänger mitteilen lässt, es gebe keine kurzfristige Möglichkeit, die Bahn zu vertragsgerechtem Agieren zu zwingen. Immerhin sind Brandenburg und Berlin Auftraggeber der Verkehrsleistungen. Damit haben Sie ein erhebliches Druckmittel in der Hand. Die wichtigste Frage dabei: wie gelangen die S-Bahn-Kunden wieder zügig und verlässlich an ihre Reiseziele?
Brandenburgs Landesregierung muss handeln: Sie muss den S-Bahnvertrag endlich kündigen und den Betrieb im Rahmen einer Auferlegung weiterführen lassen. Gleichzeitig muss die Neuausschreibung von Teilstrecken unverzüglich vorbereitet werden. Selbst das Bahnmanagement sagt, die aktuelle Situation sei nur mit neuen Zügen in den Griff zu bekommen. Diese neuen Züge bekommen wir nur mit neuen Verträgen und neue Verträge nur mit einer neuen Ausschreibung. Diese Kausalkette sollte auch die Landesregierung endlich erkennen und gemeinsam mit Berlin schnellstmöglich mit der Neuausschreibung beginnen!