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Heiner Klemp spricht zu: Ausländische Fachkräfte - eine Win-Win-Situation für Brandenburg

- Es gilt das gesprochene Wort!

Brandenburg fehlen Fachkräfte.

Ob in MINT-Berufen, lehrenden Berufen, im Handel, in der Umwelt­technik oder in den Bereichen des Gesundheitswesens. Überall fehlen Fachkräfte. Das betrifft den akademischen Bereich genauso wie den nichtakademischen.

Der Fachkräftemonitor Brandenburg hat 2019 eine Lücke von 56.000 Personen festgestellt, in der Projektion wächst diese auf 90.000 Personen in 2030. Im Gesundheits- und Sozialwesen wird ein Fehlbedarf von einem Viertel der Helfer*innen und 18% der Fachkräfte erwartet.

Vor der Corona-Pandemie waren fehlende Arbeitskräfte das Thema Nummer 1 in Brandenburgs Wirtschaft. Nun wird das Problem zwar von der aktuellen Corona-Krise überdeckt, aber genauso wie die Klimakrise ist der Fachkräftemangel weiter da.

Die Wirtschaftswissenschaft geht nach wie vor von einer schnellen Erholung der Wirtschaft aus. Es ist der Verdienst der Bevölkerung, dass durch Einhaltung der Maßnahmen die Inzidenzen sinken, das Geschäftsleben langsam zurückkehren kann und wir perspektivisch an das Niveau vor der Krise anknüpfen werden.

Damit wird auch die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte wieder ganz nach oben in der politischen Tagesordnung gespült.

Selbstverständlich gibt es nicht die eine Lösung. Studien der Bertels­mann-Stiftung belegen, dass derzeit lediglich 17% der Unternehmen auf Migration setzen, um ihren Fachkräftebedarf zu decken. Im Ranking der verschiedenen Maßnahmen ist diese Option auf Platz 7. Hauptsächlich setzen die Unternehmen auf die Aus- und Fortbildung bereits Einheimischer.

Es besteht erhebliches Potenzial in der Zuwanderung von Fachkräften, das es zu heben gilt.
Heiner Klemp

Das ist ja auch gut so. Aber dennoch besteht erhebliches Potenzial in der Zuwanderung von Fachkräften, das es zu heben gilt.

Warum ist der Stellenwert derzeit so gering? Zu meinem Erstaunen werden hier von den Unternehmen weniger rechtliche Gründe angeführt.

Zwei große Hemmschuhe werden immer wieder genannt:

Erstens der Spracherwerb. Er soll ja bereits im Ausland stattfinden. Die dafür zuständigen Goethe-Institute sind derzeit durch die Pandemie stark betroffen, sollten aber auch insgesamt ihr Angebot, gerade auch im Bereich berufsspezifischer Fachkenntnisse ausbauen. Auch im Inland sind zusätzliche Sprachangebote sinnvoll.

Der zweite große Hemmschuh ist die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Und das ist gar nicht so einfach, weil die Curricula und Zuschnitte der Ausbildungsgänge naturgemäß nicht deckungs­gleich sind. Daher bedarf es eben mehr als eines Verwaltungsaktes, sondern teilweise Weiterqualifizierungen, damit die Ausbildung einem inländischen Abschluss gleichwertig ist.

Beispielsweise kann ein Beruf im Ausland als Bachelor-Studiengang gestaltet sein, für eine Anerkennung als Ausbildung in Deutschland aber praktische Bildungsinhalte fehlen. Dann sind Ergänzungs­quali­fizierungen in Deutschland erforderlich, um diese Zugewander­ten dem deutschen Fachkräftemarkt auch tatsächlich zur Verfügung zu stellen.

Was aber fordert unser Antrag nun konkret?

Zunächst natürlich die administrative Umsetzung des Fachkräfte­einwanderungs­gesetzes. Das Gesetz bietet eine Reihe von Vorteilen, indem es beispielsweise schon die Einreise zur Arbeitssuche ermöglicht und die Vorrangprüfung aufhebt. Mit der Umsetzung wurde die Ausländerbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald beauftragt und es ist zweifelsfrei sinnvoll, diese Spezialverfahren an einer Stelle im Land zu bündeln.

Das ist auch Voraussetzung für eine Verbesserung der Kooperation der Ausländerbehörde mit der WFBB und dem Netzwerk „Integration und Qualifizierung“.

Wir wollen die Unternehmen über die Betriebliche Begleitagentur noch besser unterstützen und von Seiten des Landes eine strate­gische Anwerbeoffensive organisieren. Wenn ich davon gesprochen habe, dass die Fachkräfteeinwanderung bislang noch zu wenig im Fokus der Unternehmen steht, müssen wir uns vergegenwärtigen, welchen Aufwand es gerade für Kleine und Mittlere Unternehmen bedeutet, im Nicht-EU-Ausland Arbeits- und Fachkräfte zu rekrutieren. Diese Lücke wollen wir schließen.

Die Fachstelle „Migration und Gute Arbeit“ soll die Beratung der Zugewanderten fortsetzen, denn eines ist klar: Es geht nicht darum, Menschen aus anderen Ländern als billige Arbeitskräfte auszubeuten, sondern ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.

Denn, meine Damen und Herren, unsere Wirtschaft kann nur in dem Maße erfolgreich sein, sie kann nur in dem Maße innovativ sein, wie qualifizierte Arbeitskräfte, Menschen mit Kenntnissen und Erfah­rungen, aber auch mit Bedürfnissen wie du und ich, ihren Teil dazu beitragen.

Deshalb braucht Fachkräfteeinwanderung auch ein Klima, in dem sich die Zugewanderten willkommen fühlen, indem wir ihre Erfahrungen und Kulturen wertschätzen, sonst werden wir auch den internatio­nalen Wettbewerb um Fachkräfte verlieren. Fachkräfteeinwanderung nimmt niemandem etwas weg, sondern steigert unseren gesellschaft­lichen Wohlstand und bereichert uns. Denn Brandenburg ist lebenswert, bunt und weltoffen.

Deshalb schaffen wir mit der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte tatsächlich eine Win-Win-Situation für Brandenburg.

Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag.

Vielen Dank.