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Petra Budke spricht zu: Bildung ist mehr als Schule - Ferienerholung ohne Leistungsdruck ermöglichen

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Abgeordnete, liebe Zuschauende,

Bisher ist das Angebot noch dünn, wenn man auf die Internetseite „Ferienangebote in Brandenburg“ schaut. Aber ich hoffe doch sehr, dass sich diese Seite schnell füllt. Denn was sich da bereits findet, Forschercamp oder Englischcamp, klingt nach Freude und Spaß und nicht nach Schule, Arbeitsblättern und Vokabeln Pauken. Zum Beispiel für Zehn bis Dreizehnjährige: „Eine Woche buntes Ferienprogramm mit Spiel, Sport und Spaß, Fahrradtour, Schatzsuche, Lagerfeuer, Nachtwanderung, Disko und Kino.“ Ja, der Film ist auf Englisch und am Nachmittag wird möglichst Englisch gesprochen. Und am Vormittag gibt es drei Stunden Englischunterricht. Das aber ohne Noten- und ohne Leistungsdruck, mit vielen spielerischen Elementen. Ja klar, Bildung ist mehr als Schule! Das sehe ich ganz genauso, liebe Kathrin Dannenberg. Und mehr noch: Ich bin überzeugt: Lernen muss nicht so ablaufen, wie die meisten von uns es in der traditionellen Schule erlebt haben. Lernen kann auch Spaß machen! - Sollte es sogar!

Für Kinder, Jugendliche und Familien war und ist das eine harte Zeit. Die Corona-Maßnahmen haben sie in besonderem Maße getroffen. Denn - wir können es gar nicht oft genug betonen - Kinder brauchen Kinder und Jugendliche brauchen Jugendliche! Nicht nur der Distanz- und Wechselunterricht sondern auch der Wegfall von Freizeit-, Sport- oder Kulturangeboten sowie von privaten Treffen und Partys haben die Kontaktmöglichkeiten und die Lebensqualität stark eingeschränkt. Und das in einer Lebensphase, die prägend für die persönliche Entwicklung ist.

Viele Familien sind am Limit. Ihnen wurde viel abverlangt. Home-Office und Homeschooling lassen sich eben nicht gleichzeitig stemmen. Hinzu kommen finanzielle Sorgen, Kurzarbeit, drohende Insolvenz und Unsicherheit über die berufliche Zukunft. Beengte Wohnverhältnisse tun ein Übriges. Es ist klar, dass es so nicht mehr weitergehen kann.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die sich im Bereich der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit für die Kinder und Jugendlichen engagiert haben – den Trägern, den Profis und den Ehrenamtlichen, die ihre Angebote so gut es ging, auf Pandemiebedingungen umgestellt haben!

Dass alle in diesen Bereichen Tätigen jetzt auch Impfangebote erhalten und die Jugendbildungs-, Sport-, Kultur- und Freizeitangebote in die Teststrategie einbezogen werden, sollte selbstverständlich sein.

Ich bin auch sehr froh darüber, dass die Bundesregierung nun zwei Milliarden Euro in ein Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ für Kinder, Jugendliche und Familien investiert. Darüber haben wir bereits gesprochen.

Eine Milliarde Euro ist für den Abbau von sogenannten Lernrückständen in den Kernfächern Mathe, Deutsch, Englisch reserviert. Auch ich möchte grundsätzlich weg von dieser Defizitorientierung beim Lernen. Wenn wir aber davon ausgehen, dass etwa jedes fünfte Kind im Distanzlernen nicht partizipieren konnte, und dass davon besonders viele Kinder aus armen Familien betroffen sind, dann kann das Programm – gut gemacht! - durchaus ein wichtiger Baustein zum Ausgleich sozialer Ungerechtigkeit sein!

Klar ist auch: Das Geld wird nicht ausreichen. Brandenburg muss darüber hinaus einen zusätzlichen Beitrag zur Aufarbeitung der Pandemiefolgen für Kinder, Jugendliche und Familien leisten. Und da muss es um alle Kinder und um viel mehr als nur um Lernrückstände gehen. Die Linke hat hier schon mal vorgelegt und Ideen geliefert. Danke dafür! Wir als Koalitionsfraktionen arbeiten noch an der Ausgestaltung und werden im Juni-Plenum einen entsprechenden Antrag vorlegen.

Jetzt erstmal wünsche ich uns allen von Herzen, dass sich die positiven Zeichen der sinkenden Inzidenzwerte fortsetzen. Und dass wir mit guten Testkonzepten, mit einer Steigerung der Impfrate und vor allem mit baldigen Impfangeboten auch für Jugendliche einen Weg aus der Pandemie finden!