- Es gilt das gesprochene Wort!
Familien stärken - Familienzentren für alle
Familien sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Familie ist da, wo Menschen verschiedener Generationen ihr Leben miteinander teilen und wo füreinander Verantwortung getragen wird. Ohne Familien ist alles nichts. Nicht umsonst wird die Familie als Keimzelle der Gesellschaft betrachtet. Die Leistung der Familien zum Wohlergehen aller in diesem Land kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Familien in ihrer Vielfalt zu unterstützen, sie zu stärken und in Krisen zu helfen ist heute nötiger denn je. Die sehr schnell ablaufenden gesellschaftlichen Veränderungen, der Krieg in der Ukraine, Inflation und Klimakrise, all das belastet Familien. Auch durch die Einschränkungen während der Pandemie sind Familien bis heute enorm gestresst.
Uns Grünen ist seit jeher wichtig, dass Kindern, Jugendlichen und ihren Familien bei den Entscheidungen von Politik und Verwaltung eine wichtigere Rolle eingeräumt wird. Die Erfahrungen aus dem Umgang mit der Pandemie haben gezeigt, dass wir dieses Ziel - auch in Form der Einführung der Kindergrundsicherung - weiterverfolgen müssen. Wie so oft trifft es ärmere Familien besonders hart: Alleinerziehende, Familien mit Migrationshintergrund, diejenigen, die in beengten Wohnverhältnissen leben oder solche mit psychisch belasteten Personen. Während Menschen, die in stabilen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen leben, für die Herausforderungen der Pandemie ausreichend gerüstet waren, führte die Pandemie mit ihren Einschränkungen für viele Menschen, denen es nicht so ging, zu erheblichen Belastungen und der Überforderung. Im Frühjahr 2021 hat die Landesregierung daher den Familienbeirat des Landes Brandenburg berufen und ihn gebeten, Vorschläge zum Umgang mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Familien zu machen. Im März letzten Jahres lag der Bericht dazu vor. Der Familienbeirat empfiehlt unter anderem, in die Familienbildung, -beratung und -erholung, in familienfördernde Strukturen und familienunterstützende Maßnahmen sowie in die Bildung zu investieren und dabei präventive Maßnahmen besonders in den Blick zu nehmen. Der nachhaltige, bedarfsgerechte Ausbau der sozialen Beratungsstrukturen für Familien mit geringem Einkommen über die ihnen zustehenden monetären Leistungen ist aus Sicht des Familienbeirates dringend erforderlich.
Der flächendeckende Aufbau von Familienzentren, also Einrichtungen wo Familien sich treffen, wo sie mit ihren Problemen Gehör finden, wo direkt geholfen oder weitervermittelt werden kann, ist das Ziel dieser Koalition. Familienzentren können einen wichtigen Teil der vom Familienbeirat vorgeschlagenen Maßnahmen zur Stärkung von Familien im Land leisten. Mit dem Antrag „Familien stärken - Familienzentren für alle“ baut die Koalition die familienfördernden Strukturen und familienunterstützende Maßnahmen in Brandenburg weiter aus und stärkt Angebote für die Familienbildung und -beratung. In Brandenburg sind landesgeförderte Familienzentren nicht, wie in anderen Bundesländern, ausschließlich oder primär an Kindertagesstätten angeschlossen, sondern an den, schon vom Bund geförderten, Mehrgenerationenhäusern (MGH). Ausgebaut werden soll aber nicht nur das bestehende Angebot, sondern es sollen neue Standorte dazu kommen. Bereits bestehende Strukturen sollen bei der Sozialraumorientierung berücksichtigt werden. Dies können neben MGH , Kitas, Jugendeinrichtungen etc. sein. Es sollen neue Ideen ausprobiert und mobile Angebote geschaffen werden. Bewährt haben sich kombinierte Angebote: Familienzentrum und Mehrgenerationenhaus, in Kombination mit anderen Beratungsstellen, den Tafeln oder den Kleiderkammern. Die Kommunen haben teilweise eigene Förderungen, die sinnvoll mit den Landesmitteln ergänzt werden können. Denn klar ist auch, allein mit Landesmitteln ist ein wirklich flächendeckendes gutes Angebot kaum zu machen. Ein Schwerpunkt der Beratungen, die Familienzentren anbieten oder, im Sinne einer Lotsenfunktion vermitteln sollen, sind sicher diejenigen zu monetären Familienleistungen. Berichtet wird immer wieder, dass ein zu geringer Teil der Anspruchsberechtigten familienbezogene Zusatzleistungen in Anspruch nimmt. Daher begrüßen wir auch den Verstoß unserer Bundesfamilienministerin, die Kindergrundsicherung entgegen aller Widerstände aus den anderen Fraktionen auf den Weg gebracht zu haben.
Damit Hilfe und Unterstützung dort ankommt, wo sie benötigt wird, muss beim weiteren Ausbau familienunterstützender Strukturen darauf geachtet werden, den Zugang dazu niedrigschwellig zu gestalten sowie die Informationen über die Angebote mehrsprachig und in unterschiedlichen Medien bereit zu stellen. Wir brauchen eigentlich in allen Kommunen zentrale Anlaufstellen für Familien mit einem breiten Bildungs- und Beratungsangebot, die zudem die nötige Lotsenfunktion durch das immer noch viel zu intransparente Angebot von Hilfs- und Unterstützungsleistungen wahrnehmen. Solche auf kommunaler Ebene bereits etablierte Orte sind die Familienzentren. Sie sind im Sozialraum verankert und können Familien mit geringem Einkommen zu den ihnen zustehenden staatlichen Leistungen beraten und begleiten. Es bedarf einer Zusammenarbeit Hand in Hand. Das Land sorgt für gute Rahmenbedingungen, aber die persönlichen Begegnungen der Menschen im sozialen Raum sind unverzichtbar. Daher ist es wichtig, dass Initiativen und ehrenamtlich Tätige ebenfalls einen wertvollen Beitrag zum guten Gelingen leisten. Diese gilt es ebenfalls zu unterstützen. Daher wollen wir das Familienforum als Plattform für die Akteure aus der Zivilgesellschaft stärken und Familien bei der Gestaltung des Ausbaus von familienfördernden Angeboten im ganzen Land einbeziehen.
Alle Ausgaben von Bund, Land und Kommunen in die Gesundheit, Bildung und Unterstützung von Familien sind „Investitionen in die Zukunft“ und tragen wesentlich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Die Stärkung von Familien ist eine Querschnittsaufgabe: die Bildungspolitik, die Mobilitätspolitik, Finanzpolitik, Gesundheitspolitik, Sicherheit und Umwelt alle tragen ihren Teil dazu bei, dass Familien und unserem Land auch in Zukunft das Rückgrat unserer Gesellschaft bleiben, dass Menschen sich dort aufgehoben fühlen, dass sie dort Rückhalt und Sicherheit finden. In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung zu unserem Antrag als ein weiterer Baustein zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Familien in Brandenburg.