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Rede im Landtag: Internationaler Frauentag

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitmenschen in Brandenburg,

ach ja, ein weiterer Feiertag in Brandenburg, der 8. März, der Frauentag – wie schön. Wer könnte was dagegen haben? Momentan gerade ich zum Beispiel. Ich quäle Sie nicht mit der langen Geschichte zur Entstehung dieses besonderen Gedenktages, nur der kurze Hinweis auf Clara Zetkin und den Kongreß der 2. Sozialistischen Internationale sei erlaubt. Das war 1910 und es ging so richtig um was. Um den Kampf fürs Wahlrecht zum Beispiel. Nun gibt es ja Menschen die finden, inzwischen ist alles schick in Sachen Gleichberechtigung. Was mitnichten so ist! Auch hier erspare ich mir Details.

Zum Antrag: Andrea Johlige hat gepostet, dass der 8. März endlich Feiertag werden müsse, weil man nur so dem Anspruch auf Gleichberechtigung gerecht werden und die Leistungen der Frauen endlich anerkennen. Ernsthaft? Genau das glaube ich eben nicht. Was ich begründen möchte.

1. Ich bin, wie Sie wissen, in der DDR geboren und erwachsen geworden. Wo der 8.März KEIN Feiertag war übrigens. Wiewohl man angesichts vielfältiger Kaffeetafeln und Ordenverteilungen an der Produktivität dieses Tages durchaus Zweifel haben kann. Es war für viele Frauen sicher schön, mit den Kolleginnen zu feiern, das mag sein. Aber sonst? Der erweckte Eindruck sollte sein: wir sind die Guten und die Frauen haben es gut. Keine Kritik bitte.

2. Es gibt Länder auf der Welt, da ist der 8. März Feiertag. Eine kleine Auswahl gefällig? China, Belarus, Nordkorea, Russland. Glaubt irgendjemand in diesem Hause, dass es dort mit der Gleichberechtigung der Frauen gut bestellt ist, dass es da irgendwas zu feiern gäbe?

3. Und letztens: ein Feiertag mehr ist von Politik schnell beschlossen, die wirtschaftlichen Folgen, und die gibt es, das kann man ausrechnen, sind erheblich. Wenn schon über einen neuen Feiertag nachgedacht wird, dann müsste ein anderer weg fallen. So war es übrigens 1995, als der Buß- und Bettag wegfiel, außer in Sachsen, zugunsten der Pflegeversicherung, die finanziert werden musste. Ich finde, es gibt noch viel nachzudenken. Und viel zu tun in Sachen Gleichberechtigung. Ob der Feiertag dabei hilft, bezweifle ich.

Weiterführende Informationen

Rede zu: Gesetzentwurf "Fünftes Gesetz zur Änderung des Feiertagsgesetzes" (TOP 7 der 96. Plenarsitzung)