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Rede im Landtag: Helau und Alaaf in Brandenburg - Fasching, Fastnacht, Karneval als Kulturgut

- Es gilt das gesprochene Wort!

Aschermittwoch ist für viele
das Ende aller Narrenspiele.
Doch nicht im Landtag Brandenburg.
Mit Narrenhut und Büttenrede
als selbst ernannter Faschingsprinz
will Herr Stefke, für die Jecken,
an Sparmariechen’s Steuerzins.

Der erste wird nun skeptisch fragen:
Was hat Frau Kniestedt hier zu sagen?
Geht’s nicht in ihren anderen Reden
um Pflege, Krankenhaus und… Schweden?

Ich dachte halt, als KVBB ich sah,
Die Kassenärzte – alles klar!
Schon hat‘ ich meine Hand gehoben,
Mir die Sache auf den Tisch gezogen.
Die Referentin zischte leise:
„Es geht um Karneval – das weiste?“

Äh… Na selbstverständlich! Weißt du nicht?
Der RBB, er schickte mich.
Jahr für Jahr - Ich weiß es noch wie heute -
Nach Cottbus - Zum Zug der fröhlichen Leute!

Um kein Kostüm war ich verlegen.
Einst sollte es ‘ne Party geben
Da hieß das Motto: BER
Mit Pilot und Flugbegleitern
und mit Ingenieur‘n die scheitern,
‘ne Aufsichtsrätin, noch viel schlauer!
Ich war, in diesem Kreis, der Tower.

Nun ja, sagt mancher Zweifler nun,
Was hat das mit Kultur zu tun?
Bier, paar Witze und Verkleiden

Ich kann das nicht besonders leiden.
Denn für die echte Hochkultur
da braucht man erstmal Abitur.
Goethes Dramen, Oper, Tanz,
Das ist des Abendlandes‘ Glanz!

Wenn aber ein Ballettdirektor,
ganz klar vom „Hochkulturen-Sektor“,
mit Dackelkacke um sich warf,
scheint mir die Trennung hier nicht scharf.

Und ist in unserm Abendland
nicht Karneval schon lang bekannt?
Selbst im alten Babylon
feierte man Fasching schon.
Für die kurze Zeit der Feier
lebten alle etwas freier
und für Herren und für Knechte,
galten mal die gleichen Rechte.

Doch Bürger, die freche Reden schwangen,
sind vielen auf den Geist gegangen:
Den Preußen im rheinischen Revier
und den ZK-Genossen hier.
Doch sind „die da oben“ strikt und starr,
hat große Konjunktur der Narr.

In diesen, uns’ren freien Zeiten
können wir Narren recht gut leiden.
Die Clubs und Karnevalsvereine
schwingen wieder ihre Beine.
Auch der Hofnarr ist nicht tot
im Kanzleramt sitzt Claudia Roth.

Doch die Corona-Pandemie,
dämpfte die Faschingseuphorie.
Umzüge mussten Pause machen,
es blieb uns nur, daheim zu lachen.
Beim Ausgestalten von Rettungspaketen
musste man sich die Karten legen.
Wer braucht’s am dringendsten, wer fordert vermessen,
wenn dürfen wir am Ende nicht vergessen?
So flogen die Fragen hin und her,
an mancher Stelle fiel die Einigung schwer.
Wie passt der Karneval in diese Struktur?
Ist er Brauchtum oder ist er Kultur?

Wir haben bei der ILB nochmal nachgefragt,
Warum wurde den Karnevalisten die Hilfe versagt?
Es war wohl einfach das falsche Programm.
„Es lag nicht an fehlender Sympathie“,
sagt der Bankier, nicht ohne Ironie
„Narren sind auch hier überall,
wir haben heute Betriebs-Karneval.“

Was lernen wir nun für die Zukunft daraus?
Wenn wir die Narren ja schätzen, durchaus.
Dann sollten wir künftig beim Pakete-Gestalten
die Vereine mit im Kopf behalten.

Doch dieser Antrag, wie soll ich sagen,
hat Unruhe in die Koalition getragen.
Wer grad‘ noch klatschte bei Gardetänzen,
fürchtet ernste Konsequenzen:
Was, wenn durch die Geister die wir wecken
im Land sich finden viel mehr Jecken?
Wenn gleich der Geschichte vom süßen Brei,
mehr und mehr Karnevalistinnen kommen herbei?

Erst von November bis Februar,
dann bald schon übers ganze Jahr.
Steppt nicht nur der Adler, sondern auch der Milan
und Millionen Leute sehen sich’s im RBB an.
Bald reicht kein MP auf dem Podium mehr,
Ministerinnen und Abgeordnete müssen her.
Benjamin Raschke bekommt den Karnevalsorden,
Frau Liedtke singt plötzlich zu Schlager-Akkorden.
Und im Männerballett Finsterwalde, der Hauptdarsteller
Ist das etwa… Daniel Keller?

Und im Plenum, dann für jeden,
jeden Monat Büttenreden.
So mancher schon getroffen kläfft,
Womöglich Herr Redmann – wie sein Bundes-Chef?

Und doch, wir treiben’s doll und doller,
Jeder nimmt den Mund noch etwas voller.
Und mit lustigen Hüten und falschem Bart
Zieht die Polonaise über den Alten Markt.
Dann plötzlich schlägt vor uns ein der Blitz
SCHLUSS JETZT! – ruft der Alte Fritz.

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Helau und Alaaf in Brandenburg - Fasching, Fastnacht, Karneval offiziell als Kulturgut anerkennen und fördern" (TOP 5 der 81. Plenarsitzung)