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Rede im Landtag: Kita-, Hort- und Schulverpflegung kostenlos?

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitmenschen in Brandenburg,

Es ist gerade ein halbes Jahr her, da haben wir hier den Antrag der LINKE behandelt, den Preis für ein Essen in Kita, Hort und Schule auf 2 Euro zu deckeln. Schon damals fragte ich mich und Sie, warum nun ausgerechnet 2 Euro der angemessene Preis wäre. Denn angemessen soll er sein, so steht es im Gesetz. Eine wie ich finde durchaus sehr schwammige Formulierung, die viel Interpretationsspielraum zulässt.

Und nun also soll es kostenlos werden. Ich kann verstehen, dass es Ihnen darum geht, Menschen mit geringen Einkommen zu entlasten. Ich verstehe auch, dass Sie sich Sorgen machen über die Kinder, die abgemeldet werden vom Essen in der Gemeinschaftsverpflegung. Was nun allerdings sehr unterschiedliche Gründe haben kann. Gestiegene Preise, die, wie Sie wissen, nicht vom Land festgelegt werden, sondern von den Caterern, sind ganz sicher einer davon. Ich finde nach wie vor, dass wir endlich dazu kommen müssen, den Preis nicht losgelöst von Qualität zu betrachten. Damals, im Oktober, habe ich davon gesprochen, dass wir endlich auf dem Weg sind, eine Ernährungsstrategie fürs Land zu erarbeiten. Klingt wahnsinnig theoretisch, ich weiß. Und ehrlich gesagt, ich bin eher ein Mensch fürs Praktische.

Und ganz praktisch haben wir in den Haushalt Geld eingestellt für einen enorm praktischen Teil der Ernährungsstrategie, der, da bin ich sicher, Früchte tragen wird: Das Prinzip der Kantine Zukunft. Die vorbereitenden Arbeiten sind in vollem Gange.

Ich rede überall wo ich bin über dieses Prinzip, dass kurz gesagt bedeutet: In Gemeinschaftsküchen die Gegebenheiten und Möglichkeiten erfassen, Budget anschauen, mit den Köchinnen und Köchen neue Rezepte ausprobieren – und zwar wirklich ausprobieren im Sinne von kochen und dann essen! Ich war dabei, als Menschen, vor allem Frauen, die täglich tausende Portionen kochen völlig begeistert waren von den neuen Möglichkeiten, denen geschmeckt hat, was sie da gekocht hatten. Und die durch eigenes ausprobieren gelernt haben: gesund, fair, regional kochen heißt eben NICHT, dass alles teurer wird.

Das ist der Ansatz, wie ich ihn wirklich gut und nachhaltig finde. Der im Übrigen, vor allem was den Preis betrifft, allen hilft. Den Eltern, die ihre Kinder gut versorgt sehen wollen und den Caterern, die natürlich Schweißperlen auf der Stirn haben angesichts gestiegener Kosten.

Es geht also endlich um Qualität. Und was mich besonders freut: noch ist wie gesagt alles in der Anfangsphase, aber es gibt schon viel Interesse bei denen, die davon gehört haben, dass sowas in Brandenburg anläuft. Für alle, die für Kinder, Patient*innen, Senior*innen, Studierende das Essen zubereiten. Ich stimme absolut zu, dass gesunde, bezahlbare Mahlzeiten für ALLE Kinder nötig sind. Ich bin aber vor allem dafür, dass der angemessene Preis nur dann so genannt werden kann, wenn endlich die Qualität stimmt.

Und, das nur am Rande: Sie zählen in Ihrem Antrag selbst auf, dass es eine Reihe von Maßnahmen gibt, die Menschen mit geringen Einkommen entlasten. Die dazu führen, dass mehr Familien das kostenfreie Essen in Anspruch nehmen können. Dass das häufig nicht geschieht, liegt durchaus auch an fehlender Information. Stimmt. Dem muss dringend abgeholfen werden. Deshalb hoffe ich sehr, dass es der Bundesregierung gelingt, ausreichende Mittel für die Kindergrundsicherung in den Haushalt einzustellen. Damit endlich nicht mehr jede einzelne Leistung erst aufwendig beantragt werden muss und das Geld direkter als bisher bei den Kindern ankommt.

Bis dahin helfen manchmal auch lokale Initiativen - zum Beispiel so: in Lychen haben wir seit kurzem diesen sehr übersichtlichen Flyer. Von einer Hand voll Bürger*innen erarbeitet, die das mit der fehlenden Information auch erkannt haben. Der sich an alle wendet und Hilfemöglichkeiten zusammenfasst. Ich erwähnte bereits, dass ich es sehr gern praktisch habe. DAS IST praktisch. Den Antrag bitte ich abzulehnen.

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Kita-, Hort- und Schulverpflegung kostenlos!" (TOP 18 der 84. Plenarsitzung)