- Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Abgeordnete, liebe Gäste!
„Soll ich heute ins Büro fahren? Eigentlich kann ich doch alles von zuhause aus machen. Aber doch. Ich mag die Kaffeemaschine. Und freue mich über die Kollegen, wenn ich sie in der Beratung sehe. Also so in echt! Außerdem muss ich mich um nichts kümmern. Frisches Obst ist immer da, und wenn der Hunger zwischendurch kommt, ist gibt’s auch Müsli. Kuhmilch, Soja oder Hafer? Im Home Office muss ich mich auch noch um Mittagessen kümmern, das ist auch ziemlich lästig. Zum Mittag ist die Familie ja sowieso nicht da und bei der Kantine fängst du zuhause nicht zu kochen an. Mega Auswahl und für jede und jeden was dabei. Wer Currywurst will, bitte! Vegetarisch, vegan? Willkommen! Nur die Familie meckert manchmal, wenn ich nach der Arbeit mit den Kolleg*innen noch am Kicker abhänge. Kannst du nicht erst mal nach Hause kommen? Geh doch lieber später noch mit deinem Job-Abo ins Fitnessstudio!“
Utopie der Arbeit? Falsch! Realität. Nur nicht im öffentlichen Dienst. Aber es beschreibt die Wettbewerbssituation.
Im Wettbewerb um die Talente wird die öffentliche Hand verlieren, wenn wir nicht Schritt halten. Wenn wir den öffentlichen Dienst nicht von seinem piefigen Image befreien, wenn wir nicht Arbeitslösungen, Bürokonzepte entwickeln, die mit modernen Bedürfnissen Schritt halten. Das Konzept der Landesregierung ist hierzu ein guter Beitrag mit guten Ansätzen, aber ich habe leise Zweifel, ob es der Dramatik der Situation vollständig gerecht wird. Es mag korrekt sein, auf das Ressortprinzip zu verweisen, aber wir brauchen in allen Ressorts große Anstrengungen, damit wir mit privaten Arbeitgeber*innen Schritt halten können.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich 3 Punkte kurz antippen, die ich gerne noch ergänzen würde: Erstens brauchen wir einen großen Schritt vorwärts in Sachen Digitalisierung. Niemand wird heute mehr eine Arbeit antreten, bei der er oder sie Daten aus einem Formular abtippen oder an einem Faxgerät warten soll, bis die Seite endlich durchgeht. Menschen wollen effizient arbeiten. Zweitens freue ich mich, wenn Mitarbeitende bis zu zwei Tage die Woche im Home Office arbeiten können. Aber wir brauchen noch mehr Flexibilität. Arbeit lebt auch von sozialer Interaktion. Warum sollen nicht Mitarbeitende zusätzlich zu den Möglichkeiten Büro und HomeOffice auch in einem Co-Working-Space arbeiten können. Das wäre eine Förderung der ländlichen Räume. Und warum werden Behörden nicht selbst zum Co-Working-Space? Dann könnte der Ministeriumsmitarbeiter sich den Weg nach Potsdam sparen und auch mal in der Kreisverwaltung in Herzberg arbeiten. Eine Mitarbeiterin der Stadt Eberswalde mit Wohnort Frankfurt loggt sich lieber in der dortigen Stadtverwaltung in einem Arbeitsplatz ein anstatt nach Eberswalde zu pendeln.
Mein letzter Punkt: Gerade jungen Menschen ist der Sinn, der gesellschaftliche Nutzen einer Tätigkeit sehr wichtig. Und Sinn, meine Damen und Herren, haben wir viel zu bieten in der öffentlichen Verwaltung. Denn die öffentliche Verwaltung ist die, die die Energiewende ermöglicht, die unsere Umwelt schützt, die öffentliche Sicherheit garantiert und zukünftige Generationen ausbildet. Ich wünsche mir, dass die Leistungen, die der öffentliche Dienst für die Gesellschaft erbringt, deutlich mehr in den Vordergrund gestellt werden. Er kann eine ganz starke Arbeitgebermarke werden. Vielen Dank