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Michael Jungclaus spricht zum Antrag „Mückenplage eindämmen und rechtzeitig geeignete Maßnahmen gegen Mückenlarven ergreifen“

- Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede!

Ich gebe zu, auch an mir ist nicht vorbeigegangen, dass dieses Jahr ein besonderes Mückenjahr ist. Bereits im Mai wurde ich von einigen frühreifen Exemplaren attackiert. Zugegebenermaßen: Das nervt und juckt – ist aber keinerlei Grund, in Panik und Aktionismus zu verfallen.

Und vor allem ist dies kein Thema, was wir hier im Landtag debattieren müssen.

Am liebsten hätte ich ihnen einfach eine Flasche Bio-Mückenspray hingestellt und gut ist – aber dann hätte ich ja die Gelegenheit verpasst, ihnen etwas über funktionierende Ökosysteme zu erzählen.

Neben einem sehr feuchten Frühjahr, es soll der regenreichste Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnung gewesen sein, kam nun auch noch das Sommerhochwasser hinzu. Die Flussregionen trifft es nun leider doppelt, da sogenannte Überschwemmungsmücken – das Wort kannte ich vorher auch nicht –, die sich erst bei Überflutung trockener Flächen entwickeln, in großer Zahl hinzukommen. Die Situation dürfte sich aber hoffentlich bald merklich entspannen, denn Mücken fühlen sich nur dort wohl, wo es warm und feucht ist.

Das vergangene Jahr wiederum war ein schlechtes Mückenjahr, das zeigt uns doch, dass wir von heute nicht auf morgen schließen können und die Mückenpopulationen je nach Witterungslage deutlichen Schwankungen unterliegen.

Die CDU-Fraktion beabsichtigt mit ihrem Antrag nun, wirksame Maßnahmen gegen Stechmücken „rechtzeitig, regelmäßig und langfristig" anzuwenden. Schon im Umweltausschuss kam der Vorschlag, per Hubschrauber ein entsprechendes Präparat auszubringen. Was kommt als nächstes: Panzer gegen Ameisen, die beim Picknick stören?

Im Gegensatz zum Eichenprozessionsspinner, wo erhebliche Gesundheitsgefahren abzuwehren sind, sehe ich bei der Mückenplage eben diese Gefahren nicht. Auch die Sprecherin des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg hat noch einmal bestätigt, dass Mücken bei uns keine gefährlichen Krankheiten übertragen.

Vom Hundehautwurm geht nach Auffassung des Leibniz-Zentrums ebenfalls keine Gefahr aus, es gibt in Deutschland noch keine einzige bekannt gewordene Infektion beim Menschen. Kontrollen bei der Einfuhr ausländischer Tiere müssen greifen, das scheint mir das eigentliche Problem beim Hundehautwurm zu sein.

Es ist doch geradezu absurd, gegen jedes Insekt, das uns stört, sofort ein Gegenmittel einzusetzen. Mücken sind ein wichtiger Bestandteil der Ökosysteme und Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl von Tierarten: für Vögel, Fische, Amphibien, Libellen oder Fledermäuse. Wenn wir an der einen Stelle eingreifen, hat das auch immer Auswirkungen an anderen Stellen.

Forscher haben erst kürzlich zwei Auengebiete am Rhein untersucht, ein Gebiet, wo das bereits erwähnte Präparat B.t.i. gegen Mücken zum Einsatz kommt, und eines, wo dies nicht der Fall ist. Man hat festgestellt, dass im Gebiet mit B.T.i.-Einsatz 1/3 weniger Jungvögel flügge geworden sind. Ob dieses Ergebnis allein auf den Einsatz des Bakterienpräparates zurückzuführen ist, bleibt dahingestellt, aber es regt doch zumindest zum Nachdenken an, werte Kolleginnen und Kollegen der CDU-Fraktion. Derartige Präparate wirken übrigens nicht nur gegenüber Stechmücken, sondern töten ebenfalls alle Zuckmückenarten, die für den Menschen gar kein Problem darstellen, aber ebenfalls eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Tierarten darstellen.

Vielleicht können wir uns, da wir ja auch einen CDU-Antrag zum Hochwasserschutz vorliegen haben, auf einen Kompromiss einigen, sozusagen zwei Mücken mit einer Klappe schlagen: Wenn wir an vielen Stellen Überschwemmungsflächen wieder an die Fließgewässer anbinden würden, könnten wir nicht nur die Wasserpegel senken und zukünftige Hochwassersituationen abmildern, sondern auch noch das Stechmückenproblem eindämmen. Denn wo Fische schwimmen, werden auch Mückenlarven dezimiert. Weiteres können wir dann gerne im Umweltausschuss diskutieren.

Hauptsache wir bekommen im nächsten Plenum keinen Antrag auf den Tisch, die Landesregierung möge Wespen am Kaffeetisch verhindern oder Fliegen von Landstraßen fernhalten, die von Motorradfahrern genutzt werden.

Vielen Dank!

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