- Es gilt das gesprochene Wort!
Anrede
Kaum eine andere Form der Tierhaltung leistet einen so wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Kulturlandschaft wie die Schäfereien. Durch die naturnahe und überwiegend extensive Wirtschaftsweise sorgen sie für die Pflege und den Erhalt von Grünland, sie schützen unsere Deiche und sie erhalten besonders wertvolle Biotope wie Heide oder Trockenrasen und damit unsere heimische Artenvielfalt.
Schäfereien leisten einen echten gesellschaftlichen Mehrwert. Und sie stehen mit ihrer Beweidung für eine artgerechte Tierhaltung. Hier gehören unsere Fördermittel hin und nicht in Investitionen für Tierfabriken, in denen Schweine und Hühner auf engstem Raum eingepfercht werden, Tiere nie das Tageslicht zu Gesicht bekommen, Schweinen die Schwänze abgeschnitten, Rinder enthornt werden.
Tierproduzenten, die auf diese unerträgliche Haltung setzen und erhebliche Probleme für unsere Umwelt mit sich bringen, empfängt unser Minister mit offenen Armen. Doch wo ist das Engagement, wenn es um die, in ihrer Existenz bedrohten Schäfereien in unserem Land geht?
Still ruht der See, eine bislang traurige Bilanz.
Schäferinnen und Schäfer haben es nicht leicht in Brandenburg. Für diesen Beruf bedarf es einer großen Portion Leidenschaft. Die wirtschaftliche Situation eines Großteils der Schäfereibetriebe ist alles andere als rosig. Die Erlöse für Fleisch und Wolle können unter den derzeitigen Marktbedingungen nicht annähernd die Kosten decken.
Dieser Berufszweig ist daher in hohem Maße von Fördermitteln abhängig. Derzeit macht der Anteil durchschnittlich 60 Prozent der Einnahmen aus. Die Politik ist also maßgeblich für die Entwicklung der Schafhaltung mitverantwortlich. Ich finde es erschreckend, welch rasante Talfahrt die Schafhaltung in Brandenburg bisher vollzogen hat.
Von ehemals 160.000 Schafen nach der Wende sind wir bereits auf ein Niveau von 70.000 Schafen herabgefallen. Also weniger als die Hälfte.
Einer der Hauptgründe ist die Umstellung der EU-Förderung von der Mutterschafprämie hin zur Flächenprämie im Jahr 2005. Dies hat dazu geführt, dass viele Schafhalter Tiere abgeschafft haben und auch Betriebe mit einer geringen Flächenausstattung deutlich zurückgegangen sind. Wenn man sich die Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage der FDP anschaut, dann wird hier auch ganz deutlich, dass sehr viele Hobby-Schafhalter aufgegeben haben.
Wir sind daher angehalten, unseren Beitrag dafür zu leisten, dass ausreichend Fördermöglichkeiten für die Schaf- und Ziegenhaltung angeboten werden, um den Abwärtstrend zu stoppen. Wir brauchen eine wirtschaftliche und sozial verträgliche Schafhaltung in Brandenburg, damit die Schäfereien auch zukünftig ihren vielfältigen gesellschaftlichen Leistungen nachkommen können.
Wir erwarten, dass bei der Prüfung und Entwicklung zukünftiger Fördermaßnahmen nicht nur auf den Erhalt der Schäferei insgesamt geschaut wird, sondern auch eine ausreichende Unterstützung für flächenarme Betriebe und Hobby-Schafhalter auf die Beine gestellt wird.
Ich freue mich über den fraktionsübergreifenden Antrag, der auch deutlich macht, wie dringend hier gehandelt werden muss. Wir erwarten, dass die Landesregierung ihrem Auftrag gerecht wird und sämtliche ihr zur Verfügung stehenden Stellschrauben so justiert, dass der negativen Entwicklung der Schaftierhaltung in Brandenburg Einhalt geboten wird. Der Antrag nennt bereits zahlreiche Handlungsfelder.
Von der künftigen Ausstattung des Vertragsnaturschutzes über neue Fördermaßnahmen im Rahmen des ELER, bis hin zur Ausweitung der Deichpflege mit Schafen.
Bleibt zu hoffen, dass nun alle in diesem Raum dem fraktionsübergreifenden Antrag auch zustimmen und wir hier heute keine schwarzen Schafe erblicken. Vielen Dank