- Es gilt das gesprochene Wort.
[Anrede]
Dass wir jetzt und erst recht in Zukunft Probleme haben, Lehrkräfte für die schöne Weite unseres Landes zu finden, ist ja mittlerweile eine Binsenweisheit. Schließlich war das schon lange abzusehen. In der letzten Legislaturperiode hätte die Landesregierung es noch in der Hand gehabt, das durch die Einstellung von mehr Lehrkräften abzumildern, aber das hat sie nicht gewollt.
Um über die vermehrte Einstellung hinaus weitere Möglichkeiten zur Lehrkräftegewinnung zu eruieren, haben wir schon zu Beginn der letzten Legislaturperiode ein Gutachten (pdf-Datei) beim Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner in Auftrag gegeben, auf das der hier vorliegende Antrag Bezug nimmt und aus dem er sich eine Maßnahme herauspickt, ein Puzzleteilchen, das uns weiterhelfen könnte. Genauso wie die Buschzulage ein solches Puzzleteilchen ist.
Ja, man kann entgegnen, es sei der falsche Weg, zu denken, wir könnten uns all die großen Bedarfe – es sind ja nicht nur Lehrkräfte, es sind z.B. auch Pflegekräfte und Ärzte – mit zusätzlichem Geld erkaufen. Damit begeben wir uns in einen Wettbewerb, den wir nie gewinnen können. Das ist richtig. Trotzdem sollten wir es versuchen. Auch in Sachsen gab es Skeptiker, doch die Zahl der Bewerber*innen – drei pro Stipendienplatz – stimmt zumindest zuversichtlich.
Dabei dürfen wir aber nicht aus den Augen verlieren, dass es noch eine Fülle weiterer Anregungen gibt, um den Lehrerberuf in ländlichen Regionen attraktiver zu machen. Da lohnt auch jetzt noch ein Blick in unser Gutachten (pdf-Datei):
Das hat nämlich überraschend zutage gefördert, dass es sowohl unter den Lehramtsstudierenden als auch unter den Referendar*innen eine relativ hohe Bereitschaft gibt, in Brandenburg zu arbeiten. Sowohl von den befragten brandenburgischen als auch befragten sächsischen Referendar*innen sagten etwa ein Viertel, dass sie zu einem Berufseinstieg in peripherisierten Gebieten Brandenburgs bereit wären. Ein weiteres Drittel konnte sich das „vielleicht“ vorstellen. Das ist die gute Nachricht dieser Studie. Es gibt diejenigen, die dazu bereit sind. Wir müssen sie nur besser abholen.
Natürlich ist das Land dafür verantwortlich. Außer Stipendien und Buschzulage wären auch Anrechnungsstunden ein probates Mittel, das in der Hand des Landes läge. Darüber hinaus kann das Land auch indirekt wirken: z.B. für eine bessere Willkommenskultur in den Schulen, mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten und Offenheit im Kollegium (es macht nämlich einen Unterschied, ob ich als frisch ausgebildete Lehrerin auf ein Kollegium treffe, das mir erzählt, man solle sie lieber in Ruhe lassen mit den Neuerungen, schließlich hätte sie ihre eigene jahrzehntelange Erfahrung - oder ob es einen fruchtbaren kollegialen Austausch gibt); oder für eine bessere Kooperation mit den Kommunen. Und auch die Schulämter (die natürlich aus anderen Gründen gerade eher gebeutelt sind) agieren nicht immer förderlich. Ein junger Lehrer (Mathe/Physik!) beklagte sich neulich bei mir, er wolle in die Randregion, mit der Wunsch-Schule war er sich schon handelseinig geworden. Aber das Schulamt reagierte monatelang gar nicht auf seinen Versetzungsantrag und nach mehrfachem Nachhaken stellte sich heraus, dass der Schule schon jemand anderes zugewiesen worden war. So etwas darf eigentlich gar nicht passieren!
Wir werben dafür, dass das Landlehrer*innenstipendium ein Puzzleteilchen wird genauso wie die Buschzulage, in vollem Bewusstsein darüber, dass weder das eine noch das andere zum Allheilmittel taugt. Nein, wir brauchen auch noch weitere Puzzleteilchen. Und im Gegensatz zum klassischen Puzzlespiel gibt es hier keine Randstücke: Wir werden weiter ausprobieren und neue Puzzleteilchen erfinden müssen. Dieses Puzzle wird uns noch ein Weilchen beschäftigen.
Der Antrag wurde