Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin! Liebe Abgeordnete! Liebe Zuschauende!
Das berühmte Pflaster wurde jetzt schon öfter erwähnt. Ich würde aber auch diese Funktion nicht unterschätzen. Alle Eltern von Grundschulkindern wissen, wie es ist, wenn der Anruf vom Schulsekretariat kommt: „Das Kind hat sich das Knie aufgeschlagen“, oder „Das Kind hat schreckliche Bauchschmerzen“. Dann müssen die Eltern zusehen, wie sie es organisiert bekommen, das Kind möglichst schnell abzuholen. Das ist manchmal gar nicht so einfach.
Mit einer Schulkrankenschwester oder - korrekt bezeichnet -Schulgesundheitsfachkraft, könnten solche Anrufe seltener werden; denn sie - oder vielleicht auch einmal ein Er - kann sich fachgerecht um kleinere oder größere Wehwehchen kümmern, kann auch zuhören, trösten oder auch schnell eine kleine Verletzung verarzten.
Um viel mehr Dinge im Alltag - wir haben es schon gehört - kümmern sich die Schulgesundheitsfachkräfte, die in dem Modellprojekt an Brandenburger Schulen tätig sind. Gerade jetzt, in der Corona-Pandemie, ist ihre Bedeutung noch einmal so richtig klar geworden. Hygieneregeln, das richtige Händewaschen, das Niesen in die Armbeuge, Abstand halten oder der Gebrauch des Mund-Nasen-Schutzes - wer könnte das den Kindern besser erklären als die Schulgesundheitsfachkraft?
Aktuell arbeiten im Rahmen dieses Modellprojekts 18 Kräfte in Voll- und Teilzeit an 26 Grund- und Oberschulen sowie eine Kraft an einem Oberstufenzentrum. Finanziert wird das bislang aus Mitteln des Gesundheitsministeriums, des Bildungsministeriums,der AOK, der Unfallkasse Brandenburg sowie der AWO, die Projektträger ist. Für diese Aufgaben wurden die Pflegekräfte in einer besonderen Qualifizierungsmaßnahme vorbereitet.
Wir haben schon gehört, wie vielfältig das Betätigungsfeld ist: Neben akuten Hilfen bei Verletzungen betreuen sie auch chronisch kranke Kinder oder machen Präventionsangebote zur gesunden Ernährung oder zur Bewegung. Ziel ist dabei,dass gerade benachteiligte Kinder auf ihrem Bildungsweg unterstützt werden; denn Kinder aus armen oder von Armut bedrohten Familien sind häufiger von gesundheitlichen Problemen betroffen, zum Beispiel von Übergewicht, Karies oder Sprach- und Sprechstörungen.
Das Modellprojekt ist inzwischen so erfolgreich geworden, dass andere Bundesländer es von Brandenburg kopiert haben. Wenn wir so begeistert sind - warum stimmen wir dann heute nicht für den Antrag der Fraktion DIE LINKE? Das hat zwei Gründe, die wir bereits erläutert haben.
Zum einen konnte aufgrund der Corona-Pandemie die abschließende Evaluation noch nicht vollständig stattfinden und vor allen Dingen noch nicht ausgewertet werden. Eine qualifizierte Evaluation ist die Voraussetzung für eine dauerhafte Verstetigung eines solchen Projektes.
Zum anderen ist noch zu klären, wie die Schulgesundheitsfachkräfte am besten an das System Schule angebunden werden können. Die Koalition plant, für Schulen nachdem Sozialindikator 400 Stellen für sogenannte multiprofessionelle Teams bereitzustellen. Diese Stellen sind beispielsweise für Schulpsychologie, für Schulsozialarbeit, aber auch für IT-Expertinnen und -Experten oder Verwaltungsleute vorgesehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch die Gesundheitsfachkräfte ein wichtiger Bestandteil solcher multiprofessionellen Teams sind.
Das Gesundheitsministerium hat bereits die Verlängerung des Modellprojekts signalisiert. Dann kann auf Grundlage der Evaluierung fundiert und hoffentlich positiv über die Verstetigung entschieden werden.
- Danke schön.