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Petra Budke spricht zur Aktuellen Stunde „Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt rücken“

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Abgeordnete, liebe Zuschauende,

Sie glauben gar nicht, wie ich mich gefreut habe, als ich am Montagmorgen Kinder auf dem Weg zur Schule sah. Und es war zu merken, dass auch die Kinder sich freuten, ihre Freund*innen und ihre Lehrer*innen wieder zu treffen. Von der Erleichterung der meisten Eltern, die oftmals Homeoffice und sogenanntes „Homeschooling“ gleichzeitig stemmen mussten, will ich hier gar nicht sprechen. Endlich wieder ein Stück Normalität in diesen harten Zeiten!

Die Öffnung der Grundschulen im Wechselmodell ist ein wichtiger Schritt. Mit großer Vorsicht, mit kleinen Lerngruppen, mit medizinischen Masken und Hygieneregeln wird dieser Schritt hoffentlich gelingen. Und dann wünsche ich mir sehr, dass wir im nächsten Schritt auch die weiterführenden Schulen im Wechselmodell öffnen können. Denn Kinder und Jugendliche brauchen Bildung und soziale Kontakte!

Wir sind immer noch in einer kritischen Situation. Zum Glück sind die sehr hohen Inzidenzwerte in Brandenburg deutlich gesunken und wir liegen mit einer Inzidenz von 63,2 (am 23.2.) inzwischen im Bundesdurchschnitt (63,37). Doch die Mutanten breiten sich auch in Brandenburg aus und die Gefahr einer dritten Welle ist nicht gebannt. Eine Diskussion über weitere Lockerungen hat begonnen. Es ist klar, dass wir nicht alles gleichzeitig öffnen können, ohne bisher Erreichtes zu gefährden. Deshalb haben Bildungseinrichtungen für uns oberste Priorität!

Über das Impfen hat eine heftige Debatte eingesetzt. Ich hoffe, dass wir sehr bald mehr Impfstoff zur Verfügung haben, um die besonders gefährdeten Menschen schneller zu immunisieren. Es hat sich gezeigt, dass Erzieher*innen und Grundschullehrkräfte durch den engen Kontakt mit Kindern einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt sind als andere Berufsgruppen. Deshalb ist richtig, sie in der Reihenfolge vorzuziehen!

Kinder und Jugendliche erleben die Pandemie sehr unterschiedlich. Sie sind individuell verschieden, und sie haben auch sehr unterschiedliche Lebensbedingungen je nach familiärer und ökonomischer Situation.

Inzwischen gibt es bereits zahlreiche wissenschaftliche Studien, die belegen, wie gravierend die sozialen, psychischen und ökonomischen Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche sind. Im Auftrag des Bildungsministeriums wurde von der Uni Potsdam für Brandenburg eine eigene Sonderstudie erstellt.

Lassen Sie mich hier nur auf einen Aspekt eingehen, nämlich das Distanzlernen. Das wurde nämlich von den Jugendlichen überwiegend kritisch gesehen. Sechzig Prozent stimmten der Aussage zu, dass ihnen aufgrund des Distanzlernens Lernstoff fehle. Es gab elftausend Vorschläge, wie der Distanzunterricht verbessert und verpasster Lernstoff nachgeholt werden könne. Ich bin gespannt auf die Auswertung!

Auch die Idee eines Expert*innenrates zur Begleitung aller pädagogischen Maßnahmen finde ich gut, liebe Kathrin Dannenberg. Ich frage mich aber, ob wir das bei all den Vorschlägen und Studien, die es schon gibt, überhaupt noch brauchen. Wir haben ja mit dem Landesschulbeirat bereits ein durch Wahlen legitimiertes Beratungsgremium in dem Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen vertreten sind.

Studien weisen leider auch darauf hin, dass etwa jedes fünfte Kind im Distanzlernen kaum erreicht wird. Wir können es uns aber nicht leisten, ein Fünftel aller Kinder zurückzulassen. Deshalb müssen wir Maßnahmen treffen, um diese Schüler*innen aufzufangen. Wir wollen deshalb zusätzliche freiwillige pädagogische Angebote mit freien Trägern und außerschulischen Bildungsanbietern schaffen. Dabei geht es um Unterstützung beim Lernen, aber auch um eine Stärkung der persönlichen und sozialen Kompetenzen. Denn jedes Kind hat ein Recht auf Teilhabe und gute Zukunftschancen.

Auch die Landesarmutskonferenz hat darauf hingewiesen, dass sich die sozialen Unterschiede in der Pandemie wieder verschärft haben. In Brandenburg sind etwa zwanzig Prozent aller Kinder und Jugendlichen von Armut betroffen oder bedroht. Zwar gibt es das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes, doch die Antragstellung ist viel zu bürokratisch und – seien wir ehrlich - mit fünfzehn Euro im Monat kommt man nicht weit. Wir haben uns bereits im Koalitionsvertrag darauf verständigt, Kinderarmut zu bekämpfen und uns auf Bundesebene für eine Kindergrundsicherung einzusetzen. Auch dazu fordern wir die Landesregierung mit unserem Antrag auf.

Denn wir dürfen kein Kind zurücklassen.

Ich bitte daher um Zustimmung zu diesem Antrag!