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Rede im Landtag: Regionale Wertschöpfung mit Nutzhanf erleichtern und unterstützen

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuschauer*innen an den Bildschirmen

Zunächst möchte ich mich bei der LINKEN bedanken, dass sie den Nutzhanf wieder auf die Tagesordnung gebracht hat. Denn Hanf ist eine tolle alte Kulturpflanze mit einem super guten ökologischen Fußabdruck, mit großen Vorteilen im Anbau, fürs Klima und er ist unheimlich vielseitig in der Verwendung. Denn Nutzhanf braucht relativ wenig Dünger und Pflanzenschutzmittel und er optimiert den Boden für die nächste Kultur. Aufgrund seiner guten Wirkungen auf die Durchwurzelung der Böden weist Nutzhanf auch einen hohen Boden- und Erosionsschutz und ein geringes Risiko der Nährstoffauswaschung ins Grundwasser auf. Seine intensive und tiefe Durchwurzelung der Böden kann die Bindung von Kohlenstoff in der organischen Bodensubstanz fördern. Außerdem übersteht Hanf klimawandelbedingte Wetteränderungen besser als viele andere Pflanzen. Die Verwendung von Hanffasern bietet in vielen Bereichen große Vorteile gegenüber herkömmlichen Stoffen. Bei der Textilproduktion wird die Robustheit der Fasern und der viel geringere Pflanzenschutzgehalt gegenüber Baumwollfasern geschätzt. Bei Papier wird eine höhere Reißfestigkeit gegenüber Holzfasern festgestellt. Angesicht der Lage unserer Wälder sollte Hanf also auch vermehrt als Ersatzstoff für Holz in der Papierherstellung verwendet werden. Hanf hat hervorragende Eigenschaften als Baustoff, wenn es um die gesundheitliche Unbedenklichkeit gegenüber anderen Baustoffen wie Polystyrol, Glaswolle oder Gasbeton geht. Im Gegensatz zu synthetischen Baustoffen, die aufwendig entsorgt werden müssen, kann Hanf am Ende seiner langen Lebensdauer, kompostiert werden – eine Eigenschaft, die gerade unter den Aspekten der Kreislaufwirtschaft und des Klimaschutzes mehr Beachtung finden sollte. Und weil der Hanf so viele gute Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten hat, haben wir ja am 28. April 2021 schon mal einen Beschluss gefasst, um den Anbau von Nutzhanf zu puschen und die Etablierung von Wertschöpfungsketten zu unterstützen. Und ich erinnere mich auch noch mit Begeisterung an die Exkursion am 30. August 2021 nach Zempow, wo wir mit Mitgliedern des Umweltausschusses in 3 m hohen Hanffeldern standen – wie im Urwald! Und wo wir anschließend in der Hanffarm Melz sehen konnten, wie Hanf verarbeitet wird und welche Produkte daraus hergestellt werden können. Meine Begeisterung für den Nutzhanf hat nicht nachgelassen und nicht ohne Grund trage ich heute ein Shirt aus Hanf und wer sowas noch nicht gesehen haben sollte, kann gerne mal heute bei mir vorbeikommen. So. Ich kann die Ungeduld der LINKEN gut verstehen, die mit ihrem Antrag hier nochmal nachlegen wollen. Aber es ist inzwischen in Sachen Hanf in Brandenburg auch einiges passiert. Die Anbaufläche hat sich seit 2021 von 464 ha auf 1.480 ha erhöht und die Anzahl der Anbauer ist von 24 auf 43 gestiegen. Es laufen derzeit einige durch das Umweltministerium geförderte Projekte, in denen Hanf eine Rolle spielt. Und es gibt verschiedene Förderrichtlinien, mit denen der Anbau und die Verarbeitung von Hanf als auch die Beratung und Vernetzung der Akteure unterstützt werden kann. Ich gehe davon aus, dass der Minister noch im Einzelnen darauf eingehen wird. Im Übrigen bin ich mir sicher, dass der Hanfanbau sowohl in der Bioökonomie als auch beim Klimaplan eine wichtige Rolle spielt und weiterhin spielen wird. Und auch das Kompetenznetzwerk nachhaltiges Bauen, für das wir uns bei den Haushaltsverhandlungen stark gemacht haben, wird dafür sorgen, dass Nutzhanf als Baumaterial in Zukunft Aufschwung erhält. Ungeachtet dessen beinhaltet der Antrag der LINKEN durchaus Aspekte, die wir unterstützen können. Vor allem was das Ansehen des Hanfs angeht. Das Cannabisgesetz wird morgen im Bundesrat diskutiert und möglicherweise auch beschlossen. Dass der Nutzhanf hierbei noch nicht so gut wegkommt, ist nicht optimal und muss perspektivisch angegangen werden. Als Grüne werden wir uns da keineswegs versperren. Doch der Pflock Cannabisgesetz muss jetzt erstmal eingeschlagen werden, da gehen die Kolleginnen und Kollegen von LINKEN sicherlich mit. Insofern bitte ich um Verständnis, dass wir diesen Antrag heute ablehnen. Aber wir nehmen die guten Anregungen mit in die nächsten Koalitionsverhandlungen, wenn sie denn mit uns stattfinden. Und wer weiß, liebe LINKE, vielleicht ziehen wir dann auch am gleichen Strang.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Regionale Wertschöpfung mit Nutzhanf erleichtern und unterstützen" (TOP 10 der 102. Plenarsitzung)